Element-i-Pädagogik
Die element-i Pädagogik wurde seit 2004 von der Pädagogin Carola Kammerlander speziell für Kinderhäuser und Kindertagesstätten entwickelt. Im Fokus stehen Bildung und Betreuung von Kindern zwischen 0 und 6 Jahren.
Inhaltsverzeichnis
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1 Menschenbild
Die element-i-Pädagogik geht davon aus, dass die Fähigkeit des Menschen, zu lernen und sich weiter zu entwickeln, in ihm selbst angelegt ist. Lernen ist demnach ein eigenaktiver, forschend-problemlösender und erfahrungsoffener Vorgang, der die aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt, sich selbst und anderen erfordert. Demzufolge sind (Klein-)Kinder aktiv Lernende und Forschende, sie sind intrinsisch neugierig, aufmerksam, interessiert und motiviert und haben einen starken Wissensdrang. Kinder wollen Sinn aus ihrer eigenen Lebenswelt konstruieren. Dafür verknüpfen sie aktuelle Erfahrungen und Handlungsweisen, die sie mit all ihren Sinnen machen, selbsttätig mit bereits vorhandenen Kenntnissen oder mit als bedeutsam erlebten Erfahrungen. So setzen sich Kinder in immer umfassenderer Weise mit ihrer Umwelt auseinander und entwickeln in ihrem Bewusstsein zunehmend komplexere Vorstellungen.
Kindliche Bildungsprozesse setzen verlässliche Beziehungen und Bindungen zu anderen Menschen voraus. Bildung ist ein selbsttätiger Prozess, der sich allerdings nur in sozialer Interaktion vollzieht. Erziehung ist Unterstützung und Begleitung, Anregung und Herausforderung von Bildungsprozessen durch die Erwachsenen.
Der Name „element-i“ beschreibt und beinhaltet das zugrunde gelegte Menschenbild und damit die elementare Basis der Konzeption und des Handelns, das daraus zu folgen hat: Menschen bilden sich individuell in der Auseinandersetzung mit einer für sie interessanten Umgebung und in Interaktion mit anderen.
1.1 Leitziele
Folgende allgemeine Ziele von Bildung und Erziehung bilden den Bezugsrahmen der element-i Pädagogik:
Autonomie Ein Kinderhaus/ eine Kita soll Freiheit für selbstständiges, selbstverantwortliches und eigeninitiatives Handeln bieten. Indem Kinder mitdenken, ihre Meinung äußern, Aufgaben übernehmen, Entscheidungen treffen und an Entscheidungen der Gruppe mitwirken, lernen sie, sich ihrer selbst bewusst zu werden und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. So können sie sich als selbstwirksam und selbstbestimmt (autonom) erleben.
Verbundenheit Verbundenheit bedeutet in der element-i-Pädagogik, Bindung und Zugehörigkeit zu erfahren sowie Wertschätzung und Verlässlichkeit zu erleben und dies dadurch auch anderen geben zu können. Dafür ist von den Pädagoginnen und Pädagogen eine Atmosphäre der Wärme, Geborgenheit, Zuverlässigkeit, Wertschätzung und Anerkennung zu schaffen, die die Kinder brauchen, um sich in alldem selbst zu wagen, selbstständig zu werden und sich damit optimal zu entwickeln. Die Kinder sollen das soziale Zusammenleben mitgestalten und Rücksicht auf andere und deren Interessen nehmen. Sie lernen in der Gemeinschaft, das Denken, Fühlen und Handeln anderer Menschen zu verstehen, zu respektieren und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Im täglichen Miteinander sollen sie sich in der Anerkennung von Verschiedenheit und dem Respekt gegenüber Abweichendem üben. Darüber hinaus ist es der element-i-Pädagogik ein Anliegen, die Gemeinschaft durch Arbeit in kleinen Gruppen, im Alltag, bei Festen mit und ohne Eltern und durch Kontakte über das Kinderhaus hinaus zu fördern.
Gesundheit Die element-i-Pädagogik betrachtet die Gesunderhaltung des Körpers als eine entscheidende Ausgangsvoraussetzung für ein glückliches, aktives Leben bis ins hohe Alter. Gesundheit kann eigenverantwortlich beeinflusst werden. Die element-i-Pädagogik macht Kindern die Zusammenhänge von gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung als elementare Bestandteile einer gesunden Lebensführung erfahrbar.
Resilienz Die element-i-Pädagogik betrachtet als grundlegende präventive Aufgabe die Förderung von Resilienz, worunter Erziehungswissenschaftler die psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern verstehen, die es ihnen ermöglicht, sich an schwierige oder belastende Lebenssituationen effektiv anzupassen. Danach verbessert Resilienz die Möglichkeiten der Kinder, auf sie zukommende Veränderungen und Krisen erfolgreich zu bewältigen und sich somit zu selbstsicheren, gesunden und kompetenten Persönlichkeiten entwickeln zu können. Die element-i-Pädagogik will Kinder stark machen und unterstützt sie darin, sich zu beteiligen und so Einfluss auf die Gestaltung des alltäglichen Zusammenlebens zu nehmen, ihre Gefühle und Emotionen auszudrücken und Konflikte eigenständig zu lösen. Zudem sollen für das Kind akut wichtige Themen altersgemäß aufgegriffen und begleitet werden.
Freude am Lernen Die element-i-Pädagogik geht davon aus, dass Kinder Wissen über Phänomene, Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge der Welt sowie von kulturellen Gegebenheiten brauchen, um sich als selbstwirksam erleben und die Welt aktiv mitgestalten zu können. Freude am Lernen und engagiertes Auseinandersetzen mit der Welt durch Aufrechterhaltung der natürlich mitgegebenen Neugier sowie die Stärkung der Motivation zur Bewältigung von Herausforderungen sind demnach unverzichtbare Grundlagen für den lebenslangen Lernprozess. Dafür benötigen Kinder Möglichkeiten und Anregungen, ihre eigenen Interessen zu finden, ihre Themen zu entwickeln und zu reflektieren, um so das Lernen zu lernen. Nach der element-i-Pädagogik sollen Erzieherinnen und Erzieher neugierige, kreative und zutrauende Begleiter des Lernprozesses der Kinder sein. Sie sollen ihnen Themen nahebringen, die sie selbst begeistern, Herausforderungen und Lösungswege gemeinsam mit den Kindern suchen und sie in dem Zutrauen fordern und fördern, dass Kinder lernen wollen. Dafür brauchen sie Menschen, die sich für sie interessieren und ihnen unterstützend zur Seite stehen.
2 Das pädagogische Handeln in der element-i-Pädagogik
2.1 Spielen
Die element-i-Pädagogik betrachtet Spielen als freudiges Lernen. Danach sind Lernen und Spielen für Kinder untrennbar miteinander verbunden, Kinder müssten also nicht zum Lernen gezwungen werden. Eine vielfältige und anregungsreiche Umgebung fördert ihren Forscherdrang, die Lernmotivation und erhält diese aufrecht. Dies geschieht, indem die Kinder selbst entscheiden, wann sie was, wo und wie lange mit gleichaltrigen Kindern oder Kindern unterschiedlichen Alters spielen. Auch im Umgang mit Materialien soll den Kindern größtmögliche Freiheit in der Verwendung, Gestaltung und Deutung zugestanden werden. Die Ideen der Kinder werden als wertvoll angesehen und verdienen große Beachtung.
Im selbstgesteuerten Spiel lernen Kinder effektiv und es fördert ihre soziale, emotionale, motorische und kognitive Entwicklung. Kinder sollen die Umwelt erkunden und experimentieren, Wissen erwerben, neu erworbene Fähigkeiten praktizieren, verschiedene Rollen erproben, Kreativität und Vorstellungskraft entwickeln können. Im Spiel sollen Kinder lernen, neue Aufgaben auszuführen, komplexe Probleme zu lösen, mit anderen Menschen in angemessener Weise zu interagieren, Konflikte zu bewältigen, Gefühle auszudrücken und zu kontrollieren. Die Kinder sollen lernen, Kritik offen aber behutsam zu äußern und mit ihr umzugehen sowie eigene Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Spielen macht Kinder also auf vielfältige Weise kompetent und ermöglicht die Entwicklung der Fähigkeiten, die sie benötigen, um ein selbstständiges, selbstverantwortetes Leben zu führen.
Entscheidend ist, innerhalb des Kinderhauses Freiräume für ein selbstgestaltetes Kinderleben zu sichern, in denen Kinder die Freiheit haben, ihrem Alter und Entwicklungsstand entsprechend unbeobachtet zu spielen. Schulkinder sollen die Einrichtung für eigene Unternehmungen nach Absprache mit den Erzieherinnen und Erziehern verlassen können und sich an Spielen und Angeboten der Umgebung beteiligen können.
2.2 Bewegung
Bewegung ist in den ersten Lebensjahren eine grundlegende Betätigungsform. Die element-i-Pädagogik geht davon aus, dass Bewegung nicht nur ein elementares Bedürfnis des Kindes ist, sondern zugleich die wichtigste Voraussetzung für seine positive körperliche, geistige und soziale Entwicklung. Kinder bräuchten dementsprechend Raum für Spiele bei denen sie ihren Körper und alle Sinne einsetzen können. Mit Hilfe von körperlichen und Sinneserfahrungen bildet ein Kind Begriffe. Im Handeln lernt es Ursachen und Wirkungszusammenhänge kennen und begreifen.
2.3 Sprachlicher Ausdruck
In Kinderhäusern, die nach der element-i-Pädagogik geführt werden, wird auf die Schaffung eines kommunikativen Klimas geachtet, das die Lust und Freude am Sprechen erlebbar macht. Erzieherinnen und Erzieher prüfen das eigene Sprachverhalten kritisch. Gefühle, die sie – auch nonverbal – vermitteln, beeinflussen demnach die Qualität der Sprache genauso wie die Sprechweise. In Kinderkonferenzen sind die Kinder gefordert, sich zu äußern, zu erklären, Sachverhalte darzustellen und vorherzuplanen.
2.4 Ernährung
Kinderhäuser, die nach der element-i-Pädagogik geführt werden, sollen ausschließlich hochwertige, regionale und saisonale Produkte verwenden, die nährstoffschonend zubereitet und ausgewogen und abwechslungsreich angeboten werden. Kinder sollen sowohl die Menge als auch die Speisen selbst auswählen - was zur Entwicklung eines positiven Ernährungsverständnisses beiträgt. Kinder sollen lernen, während des Essens ihre eigenen Bedürfnisse zu achten, selbstständig zu entscheiden und in der Kleingruppe miteinander zu kommunizieren, beim Essen sollen Werte und Esskultur vermittelt werden.
2.5 Natur
In der element-i-Pädagogik hat der Aufenthalt im Freien einen hohen Stellenwert. Er soll vielfältige Erfahrungs- und Entwicklungsmöglichkeiten bieten, Bewegung, Umweltverständnis und Naturverbundenheit fördern und das Immunsystem stärken – und damit insgesamt die physische und psychische Gesundheit der Kinder.
Kinder sollen ermuntert werden, bei nahezu jedem Wetter auch einige Zeit des Tages draußen beim freien Spiel und eigenständigen Erkunden des Geländes zu verbringen. Erzieherinnen und Erzieher sollen Unterstützung leisten oder auch nur Starthilfe geben z.B. beim Anlegen und der Pflege von Beeten oder dem Bau von Spielmöglichkeiten aus Naturmaterialien.
Nahe gelegene Wald- und Wiesengebiete sollen als Erfahrungsraum genutzt werden.
2.6 Integration als Aufgabe des Kinderhauses
In Zusammenarbeit mit Fachdiensten, Beratungsstellen und Ärzten sollen element-i-Pädagogen bei besonderem Förderbedarf individuelle Lösungsansätze erarbeiten.
2.7 Gleichberechtigung
Die element-i-Pädagogik will durch die Förderung des Selbstbewusstseins und einer positiven Körperwahrnehmung sowie durch eine emotionale Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit rollenspezifische Benachteiligungen ausgleichen und gleichberechtigte Entwicklungsmöglichkeiten für Mädchen und Jungen ermöglichen. Traditionell orientiert sich die Arbeit in Kindertagesstätten – so die Hypothese – überwiegend an einer konventionellen „Mädchenrolle“ und werde fast ausschließlich von Frauen durchgeführt. Die element-i-Pädagogik legt Wert auf technische und naturwissenschaftliche Themen und forciert den Einsatz männlicher Fachkräfte.
2.8 Pädagogische Fachkräfte in der element-i-Pädagogik
Durch einfühlende Beobachtung der Kinder soll die Erzieherin/ der Erzieher deren Entwicklungsstand erschließen. Gemeinsam mit ihnen soll sie/ er versuchen, eine für alle Sinne anregende und herausfordernde Umgebung (Räume und Materialien) zu schaffen. Erzieher sollen als einfühlsame Interaktionspartner präsent sein, um so die Kinder in ihren Bildungsprozessen begleiten und bereichern zu können. Damit die Kinder Selbstständigkeit wagen können, sollen Erzieherinnen und Erzieher eine Atmosphäre der Wärme, Geborgenheit, Zuverlässigkeit, Wertschätzung und Anerkennung schaffen. Auf der Grundlage von Bindung, Vertrauen und Sicherheit eignen sich Kleinstkinder grundlegende Kompetenzen an. Deshalb sollten speziell für die Kleinsten zuständige Erzieherinnen und Erzieher dafür einen Rahmen schaffen, indem eine überschaubare Zahl von Menschen konstant den Tagesablauf mit den Kindern gestaltet, feinfühlig auf deren Signale eingeht und im Dialog steht.
Mit zunehmendem Alter steuern Kinder ihre Interessen und Bedürfnisse bewusster. In einer täglich stattfindenden Kinderkonferenz unter der Leitfrage: “Was habt ihr heute vor?“ sollen die Kinder die Gelegenheit bekommen, ihre aktuellen Vorstellungen und Interessen zu formulieren, zu verhandeln und so ihren Tagesablauf selbstständig und demokratisch zusammen mit anderen Kindern und den Pädagoginnen und Pädagogen zu gestalten. So können Erzieherinnen und Erzieher die Balance zwischen selbsttätigem Lernen der Kinder und der Anregung von Lernprozessen finden.
Erzieherinnen und Erzieher sollen sich ihrer Vorbildfunktion gegenüber den Kindern bewusst sein und ihre eigenen Reaktionen reflektieren.
2.9 Beobachtung und Dokumentation als Instrumente der element-i-Pädagogik
Die Vorstellung der element-i-Pädagogik von Bildung als eigenaktivem Konstruktions- und sozialem Interaktionsprozess setzt die Verständigung mit dem Kind voraus: Welchen Themen misst das Kind so große Bedeutung bei, dass es sich aus eigener Motivation forschend-problemlösend damit auseinandersetzt? Demnach führt der Weg, Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen und die Kompetenzen von Kindern fördern zu wollen über ihre Interessen und Themen.
Um die Auseinandersetzung der Erzieherinnen und Erzieher mit der Bildung und Entwicklung der Kinder zu erfassen und eine Grundlage für die weitere Arbeit zu schaffen, gibt es den element-i-Bildungsbogen. Mit ihm werden Stärken der Kinder, ihre bereits erworbenen Kompetenzen sowie die aktuell für sie bedeutsamen Themen erfasst. Die unterschiedlichen Bildungs- und Entwicklungsfelder sind auf die Inhalte der Orientierungs- bzw. Bildungspläne der Länder abgestimmt.
Die element-i-Bildungsbögen sollen auch dazu beitragen, die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher zu reflektieren und die Bildungsziele im Blick zu behalten, ohne das Kind zu bevormunden und seine Interessen zu übergehen.
3 Literatur
- Waltraud Weegmann, Carola Kammerlander (Hrsg.): Die Jüngsten in der Kita. Ein Handbuch zur Krippenpädagogik. Kohlhammer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-17-020957-2.
4 Quelle
Entnommen aus der: Wikipedia, (Löschdiskussion); Autoren
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