Corps Vandalo-Guestphalia

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Das Corps Vandalo-Guestphalia Heidelberg ist ein Corps (Studentenverbindung), welches von 1950 bis 1972 dem Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem zweit ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen, angehörte. Das Corps ist farbentragend und war bis 1972 pflichtschlagend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Die Corpsmitglieder werden „Vandalo-Westfalen“ oder manchmal verkürzend „Vandalen“ genannt.

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1 Geschichte

Vandalo-Guestphalia wurde am 25. Juli 1950 gestiftet, nachdem die Altherrenverbände der beiden Patronatscorps, das Corps Guestphalia (gestiftet 1. Dezember 1818) und das Corps Vandalia (gestiftet 8. März 1842) – beide hatten 1935 suspendiert – nach dem Zweiten Weltkrieg einen gemeinsamen Neuanfang beschlossen hatten. In einer Tischgesellschaft fanden sich seit 1948 diverse interessierte Personen zusammen, die eine gemeinsame Aktivität planten. Alte Herren beider Patronatscorps begleiteten diese Gründungsmaßnahmen und dann auch das neue Corps, sie wurden teilweise auch bei Vandalo-Guestphalia aktiv, und daher ist das Corps Vandalo-Guestphalia heute der Traditionsnachfolger beider Corps. Das Corps konnte Söhne sowohl der Westphalen- und der Vandalenfamilien, als auch solcher Familien ansprechen, die in den landschaftlichen und familiären Strukturen beider Patronatscorps standen und stehen, weil sich die Herkünfte schon zu Zeiten der Guestphalia und der Vandalia teils überschnitten.[1]

Vandalo-Guestphalia war 1971 noch an den Vorortgeschäften des Heidelberger SC beteiligt, erklärte aber unmittelbar nach Beendigung der Vororttätigkeit am 14. Februar 1972 wegen anderer Position zur Fechtfrage den Austritt aus dem KSCV und damit auch aus dem Heidelberger Senioren-Convent. Sie folgte damit den Corps Bremensia Göttingen, Suevia Tübingen und Rhenania Straßburg zu Marburg, die diesen Schritt bereits vorher vollzogen hatten.

2 Entstehung des Namens

Der Name "Vandalo-Guestphalia" entstand nach der Zusammenführung der beiden Verbindungen Corps Guestphalia Heidelberg und Corps Vandalia Heidelberg. Die Namen Guestphalia und Vandalia entstanden jeweils zu den Gründungszeiten der Corps, als diese noch landsmannschaflich organisiert waren und deuten auf die Gebiete hin, aus denen sich deren Mitglieder ihrer regionalen Herkunft nach zu dieser Zeit überwiegend zusammensetzen. Diese waren einerseits die Provinz Westfalen und die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz andererseits.

3 Couleur

Vandalo-Guestphalia trägt die Farben gold-grün-gold mit goldener Perkussion und grüner Mütze. Die Füchse tragen wie bei allen Heidelberger Corps kein Band.

Die Farben bilden die Synthese aus den Farben der Patronatscorps (Vandalia: gold-rot-gold, Guestphalia: grün-weiß-schwarz).

4 Wappen

Auch das Wappen vereinigt mit dem westfälischen Ross Symbole der Guestphalia mit dem mecklenburgischen Stierkopf der Vandalia. Neben des Farben des Bandes (gold-grün-gold) finden sich die Gründungsjahre der Guestphalia 1818, der Vandalia 1842 und der Vandalo-Guestphalia 1950 und zwei gekreuzte Schläger, welche von einem Lorbeerkranz umringt werden. Die gekreuzten Schläger symbolisierten das Bekenntnis zur Mensur bis zum Austritt aus dem KSCV 1972.

5 Corpshäuser

Die unmittelbare Nachbarschaft beider Corpshäuser am Schloßberg[2] erleichterte die Traditionspflege beider Corps, weil beide Häuser noch heute zu Aktivitätszwecken verwendet werden. Beide Corpshäuser stehen trotz Unterschiede im Zeichen der Neogotik, wie es bei dem Vandalenhaus u.a. am Dachaufbau des Westturms erkennbar ist, der an drei Ecken durch spitze Ecktürmchen geziert wird. Die Vandalia beauftragte den Kölner Diözesanbaumeister Heinrich Wiethase, einen damals bekannten Verehrer gotischer Architektur. Dieser erstellte die Baupläne. Das im Jahr 1882 bezogenene Vandalenhaus ist das erste neu errichtete Korporationshaus in Heidelberg. Der neogotische Einfluss manifestiert sich bei dem zwischen 1885 und 1886 errichteten Westfalenhaus u.a. an dem Ritterrelief an der dem Schloßweg zugewandten Fassade. Auf diesem Doppelgrundstück soll das Haus gestanden haben, in das Achim von Arnim und Clemens Brentano im Mai 1808 einzogen.[3]

6 Gegenwart

Seit 1950 wurden mehr als 300 Personen im Corps aktiv, gleichwohl ist wenig Information über das Corps zu erhalten. Die Kritik[4] an der Haltung der Vandalo-Guestphalia, die ein Sprecher des Corps Vandalo-Guestphalia[5] zusammenfasste: „Über uns ist nicht viel bekannt, und wir wollen auch, dass das so bleibt.“ scheint eine lange Tradition zu haben. So wird schon im Jahr 1886 zu der 500-Jahrfeier der Universität das Patronatscorps Vandalia als „nach außen hin ziemlich exclusiv, nach innen dafür ein umso reicheres Leben entfaltend“ beschrieben.[6] In der Festschrift zum 600. Jahrestag[7] stellt ein Alter Herr das Corps „als sich der Zukunft stellend“ dar.

7 Auswärtige Beziehungen

Seit 1834 besteht über das Patronatscorps Guestphalia ein Kartell zu Suevia Tübingen.[8] Weiterhin unterhält das Corps ein Kartell mit Corps Bremensia Göttingen und eine freundschaftliche Beziehung zu dem inzwischen suspendierten Rhenania Straßburg zu Marburg. Wegen der traditionellen Herkunft vieler Mitglieder des Corps aus Gutsbetrieben und dem damit verbundenen Interesse am Forst besteht ein altes, bereits zu Zeiten des Patronatscorps Vandalia bestehendes, Freundschaftsverhältnis zur Mündener Gesellschaft Tanne zu Göttingen.

8 Die Patronatscorps Guestphalia und Vandalia

8.1 Geschichte der Guestphalia Heidelberg

Datei:CouleurkarteGuestphaliaHD1907.JPG
Schattenriss eines Heidelberger Westfalen - Ausschnitt aus Couleurkarte (1907)

Das Corps Guestphalia Heidelberg war eine Studentenverbindung, die dem Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) angehörte. Das Corps war pflichtschlagend und farbentragend (grün-weiß-schwarz und grünen Mützen). Es vereinte Studenten und ehemalige Studenten der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Die Corpsmitglieder wurden „Westfalen“ genannt.

8.1.1 Geschichte

Eine Landsmannschaft bzw. ein Corps namens Guestphalia (I) bestand schon ab 1806 in Heidelberg. Seine Geschichte ist wenig erforscht, jedenfalls gehörte es aber dem Westfalen-Kartell gleichnamiger Corps in Halle, Jena, Erlangen und Bonn an.[9] Seine Auflösung erfolgte erst im Zuge der Neugründung der Guestphalia (II) im Dezember 1818.[10]

Das zweite Corps Guestphalia wurde am 1. Dezember 1818 durch zehn Heidelberger Studenten gestiftet und galt bis zu seiner Suspension 1934 als zweitältestes Corps des Heidelberger SC. In seiner Constitution wurde als Zweck angegeben, „gegenseitige Achtung und Bruderliebe durch ein festeres Band zusammenzuziehen und Beides in seinen Wirkungen kräftiger zu gestalten“ sowie die „Führung einer unabhängigen Existenz“.[10] Die ersten Jahre standen im Zeichen ständiger Bedrohung durch die akademischen Behörden. Folge waren mehrfache vorübergehende Suspensionen des Corps, so im Januar 1820, von Mai 1820 bis Dezember 1821, von Januar bis Mai 1824 und nach dem Auszug des SC nach Frankenthal (Pfalz) von Sommer 1828 bis November 1829. Der Senioren-Convent zu Heidelberg hatte als Schiedsinstanz im Lauf des Sommers 1827 die in zwei Fraktionen zerstrittenen 19 Corps des SC zu Göttingen wieder versöhnt und Göttingen übernahm in der Folge den Heidelberger Biercomment. Am 29. November 1829 wurde Guestphalia von Göttinger Studenten, darunter Braunschweiger, Hannoveraner, Oldenburger und Nassauer, rekonstituiert.[11] Aus Mangel an aktiven Mitgliedern löste sich das Corps im Dezember 1834 erneut auf, versuchte zwar noch im gleichen Monat zu rekonstiuieren, wurde aber durch das Universitätsamt nicht anerkannt, legte daraufhin die Farben ab und wandelte sich – nachdem am 3. November 1835 sämtliche Corps behördlich aufgelöst worden waren – in einen Kneipverein um, mit der Bestimmung, dass das Corpsvermögen wieder an dasselbe zurückfallen würde, wenn sich die Gelegenheit zu Rekonstitution biete. Letzteres war am 21. Dezember 1836 der Fall. Eine letzte Suspensionsphase war vom 27. Oktober 1875 bis 8. Mai 1876.

Auswärtige Beziehungen ging das Corps anfangs nur mit Suevia Tübingen (Kartell)[8] ein, mit denen seit 1834 eines der ältesten Kartelle besteht, welches heute von Vandalo-Guestphalia weiter gepflegt wird. Später gab es auch mit Rhenania Würzburg eine Beziehung. Ein reger Verkehr bestand schließlich auch mit den Corps Misnia Leipzig, Borussia Bonn, Saxonia Jena und Franconia München.

Im Jahre 1933 wurde unter dem Druck der NS-Regierung, wie in allen Studentenverbänden, auch im Kösener Senioren-Convents-Verband das Führerprinzip eingeführt. Als man 1934 zudem den Ausschluss der „Judenstämmlinge und jüdisch Versippten“ aus den Verbindungen forderte, verweigerten neben den Heidelberger Westfalen dieses auch die Corps Suevia Tübingen, Corps Baltia II zu Königsberg (Preußen), Suevia München, Rhenania Straßburg zu Marburg, Austria Prag zu Frankfurt und Borussia Halle. Sie wurden aus dem KSCV ausgeschlossen, das Corps Guestphalia löste sind dann auf.

Nach dem Krieg gründete das Corps Guestphalia gemeinsam mit dem Corps Vandalia zunächst eine Tischgesellschaft, aus der dann 1950 das neue Corps Vandalo-Guestphalia hervorging.

Der Altherrenverband der Guestphalia blieb eigenständig und war bis 1964 Mitglied im Verband Alter Corpsstudenten (VAC).

8.2 Geschichte der Vandalia Heidelberg

Datei:Mühlberg - Auf die Mensur.jpg
Mensur eines Vertreters des Corps Vandalia Heidelberg (rechts) gegen einen Vertreter des Corps Saxo-Borussia Heidelberg (links) nach einem Gemälde von Georg Mühlberg um 1900, rechts mit roten Mützen.
Datei:Klinggräff.jpg
Friedrich von Klinggräff, Initiator der Gründung des KSCV, als Heidelberger Vandale

Das Corps Vandalia zu Heidelberg war eine Studentenverbindung, welche den Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen, mitgegründet hat. Das Corps war pflichtschlagend und farbentragend (gold-rot-gold und roten Mützen). Es vereinte Studenten und ehemalige Studenten der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Die Corpsmitglieder wurden „Vandalen“ genannt.

8.2.1 Vorgeschichte

Landsmannschaften der Mecklenburger sind an den wichtigen Universitäten des 18. Jahrhunderts nachgewiesen, zu Beginn des 19. Jahrhunderts nahmen sie insbesondere in Göttingen, Heidelberg und Jena erheblich Anteil an der Schaffung neuer Formen des Zusammenschlusses, die sich von Heidelberg ausgehend dann auch 1810 erstmals Corps nannten. Dabei sind bei den Vandalen der enge Zusammenhalt über die Hochschulorte hinaus auffallend und die Farben zunächst identisch. Von Göttingen und Heidelberg aus wurden auch immer wieder Versuche unternommen, an der eigenen Landesuniversität Rostock eine Vandalia zu errichten. Eine erste Vandalia wurde am 14. Mai 1808 von in Rostock studierenden Göttinger und Heidelberger Vandalen gestiftet. Sie hatte ebenfalls die Farben Blutrot-gold und ging bereits am 5. November 1812 wieder ein. Die Vandalen in Jena hatten erheblichen Anteil an der Entstehung der Burschenschaft. Die Vandalia III in Rostock ging wiederum auf ein erhebliches Engagement der Heidelberger Vandalia III zurück.[12]

8.2.2 Geschichte

Das Corps Vandalia (IV) wurde am 8. März 1842 gestiftet. In der Festschrift zum 500. Geburtstag im Jahr 1886 der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg wird das Corps als: „nach außen hin ziemlich exclusiv, nach innen dafür ein umso reicheres Leben entfaltend“ dargestellt.

Am 15. Juli 1848 fand auf Anregung von des Corps Vandalia durch Friedrich von Klinggräff, einem Angehörigen dieses Corps Vandalia und des damaligen Seniors, der erste corpsstudentische Kongress in Jena statt, an dem die SC von Leipzig, Heidelberg, Jena, Halle, München, Gießen, Breslau, Erlangen, Freiburg im Breisgau, Berlin, Greifswald und Göttingen (sowie einzelne Corps von anderen Orten) teilnahmen. Dieser älteste Zusammenschluss von Studenten wurde später unter dem Namen Kösener Senioren-Convents-Verband bekannt. Der Stifterverein Alter Corpsstudenten e.V. hat 1986 die nach dem Initiator benannte Friedrich-von-Klinggräff-Medaille gestiftet und seitdem zahlreiche Personen auszeichnen können. Die damit verbundenen Förderpreise von aktuell 3500,- Euro dienen zur Unterstützung der weiteren wissenschaftlichen Arbeit der Ausgezeichneten. Etwa (Stand 2008) 330.000,- Euro sind mit der Friedrich-von-Klinggräff-Medaille bisher verliehen worden.[13]

Im Jahre 1933 wurde unter dem Druck der NS-Regierung, wie in allen Studentenverbänden, auch im Kösener Senioren-Convents-Verband der „Ariergrundsatz“ eingeführt. Als man 1934 zudem den Ausschluss der „Judenstämmlinge und jüdisch Versippten“ aus den Verbindungen forderte, suspendierte das Corps Vandalia freiwillig, um keine Corpsbrüder ausschließen zu müssen.

Nach dem Krieg gingen die Ehemaligen gemeinsam mit dem Corps Guestphalia im Jahr 1950 in das Corps Vandalo-Guestphalia ein.

9 Namhafte Mitglieder

9.1 Guestphalia

Bekannte Westfalen

9.2 Vandalia

Bekannte Vandalen

10 Literatur

  • Albert von Gröning: Aus der Jugendzeit des Corps [Vandalia] 1842–49. Auf Grund mündlichen und schriftlichen Mitteilungen alter Herren. Hanzelky Verlag, 1892 in der Deutschen Nationalbibliothek
  • Mitglieder der Guestphalia zu Heidelberg. 1818–1928 [Essen 1929]
  • Die Mitglieder der Vandalia zu Heidelberg nach dem Stande vom 29. September 1935. [Berlin 1936]

11 Einzelnachweise

  1. Zur 50 Jahrfeier des Corps Vandalo-Guestphalia
  2. Fotos des Westfalenhauses und des Vandalenhauses
  3. Günther Debon: Das Heidelberger Jahr Joseph von Eichendorffs. Heidelberg 1992, S. 207
  4. Studentenverbindungen in Heidelberg
  5. In einem Gespräch gegenüber der Heidelberger Studierendenzeitung ruprecht (12/1993)
  6. Festschrift zum 500. Geburtstag im Jahr 1886 der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
  7. Corps Vandalo-Guestphalia in Festschrift 600 Jahre Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
  8. 8,0 8,1 150 Jahre Kartell Suevia Tübingen mit Guestphalia und Vandalo-Guestphalia Heidelberg: Bericht über die Feier zum 150. Jubiläum am 10. und 11. November 1984 in Heidelberg http://www.bam-portal.de
  9. 200 Jahre Corps Guestphalia Halle zu Münster. Münster 1989, S. 68
  10. 10,0 10,1 Das Corpsleben in Heidelberg während des neunzehnten Jahrhunderts. Festschrift zum Fünfhundertjährigen Jubiläum der Universität. Heidelberg 1886, S. 93
  11. Die Kösener Korpslisten 1910 112 weisen denn auch den überwiegenden Teil des Bestandes der Guestphalia von 1824 bis 1832 als frühere Göttinger Corpsstudenten aus.
  12. Walter Richter: Die Landsmannschaft der Mecklenburger im 18. Jahrhundert. In: Einst und Jetzt. Band 20, 1975, S. 7–32; Walter Richter: Die vandalische Verbindung zu Rostock 1750–1824. In: Einst und Jetzt. Band 21, 1976, S. 15–55.
  13. Stifterverein Alter Corpsstudenten

12 Weblinks

13 Init-Quelle

Entnommen aus der:

Erster Autor: Sccn angelegt am 22.06.2009 um 06:45,
Alle Autoren: Mehlauge, Fpilger, Rabe!, Kresspahl, Aka, Von Hintenburg, Katanga, Munin2005, Ephraim33, WOBE3333, Paulae, Sccn, Concord


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