Bratwurstjournalismus
Bratwurstjournalismus (alt. Bratwurst-Journalismus) ist eine im Umfeld des Online-Journalismus aufgekommene Bezeichnung für eine meist in lokalen Massenmedien gebräuchliche journalistische Darstellungsform, die vorwiegend unkritisch und ohne Nachrichtenwert über gesellschaftliche Ereignisse auf lokaler Ebene berichtet (siehe auch Lokaljournalist und Reporter und [1]). Die Bezeichnung zielt kritisierend auf die Belanglosigkeit eines Textes, die sich dadurch ergibt, dass mit allgemein gehaltenen ausschmückenden Phrasen lediglich über Rahmen, Ablauf, Beiwerk und Teilnehmer des Ereignisses berichtet wird. Dabei werden selbstverständliche Handlungen und Geschehnisse überstilisiert und als Pseudo-Nachricht dargestellt. In vielen Fällen lässt sich diese Form der Berichterstattung auch als (wenn auch meist harmlose) Untermenge des Gefälligkeitsjournalismus entlarven.
Inhaltsverzeichnis
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1 Geschichte
Geprägt wurde der Begriff von Hardy Prothmann (seit 20 Jahren Journalist),[2] der seit Frühjahr 2009 einen lokalen Blog[3] für die Stadt Heddesheim in Baden betreibt.
Aus Ärger über aus seiner Sicht floskelhafte Formulierungen der Lokalzeitung Mannheimer Morgen,[4] die darüber berichtete, dass bei einer Veranstaltung "für das leibliche Wohl gesorgt" sei, setzte er sich intensiv mit journalistischen Formulierungen auseinander, die im wesentlichen ausschmücken, dass eine Veranstaltung veranstaltet wurde.
Typische Formulierungen dieser Bratwurstpoesie:
- "Der Wettergott war gnädig, die Bratwurst lecker, das Bier kühl."
- "Obwohl die Aussichten nicht gut waren, zeigte sich der Wettergott letztlich doch gnädig und grüßte mit Sonnenstrahlen die Festbesucher – sehr zur Freude der zahlreichen Gäste. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt: Wie es sich für ein zünftiges Fest gehört, löschten viele mit kühlem Gerstensaft ihren Durst und ließen sich natürlich wie jedes Jahr die leckeren Bratwürste schmecken."
- Weitere Phrasen: "Die Luft war vom Duft dampfenden Glühweins, leckerer Bratwurst und köstlichen Plätzchen geschwängert...", "der Wettergott hatte letztlich ein Einsehen und zeigte sich gnädig...", "das Tanzbein wurde ausgiebig geschwungen...", "für das leibliche Wohl war wie immer bestens gesorgt...", "voll des Lobes und des Dankes zeigte sich ein zufriedener Bürgermeister...", "erfreute die von der herrlichen Musik beseelten Gäste...".
- Die handelnden Personen sind meist "voll des Lobes und Dankes", da wird "unterstrichen", "betont" und "hervorgehoben", "sich gefreut" und "scherzhaft angemerkt", "sich erinnert" und "erklärt".
Auf der Tagung Besser Online 2009[5] (Veranstalter Deutscher Journalisten-Verband (DJV)) Ende November 2009 wurde der Begriff von H. Prothmann eingeführt.[6] Der Redakteur Peter Viebig der Nürnberger Zeitung (NZ) führte zeitnah mit H. Prothmann ein Interview im NZ-Blog Vip-Raum und löste großes Echo aus: über 50 Kommentatoren hatten zum Thema etwas zu sagen.[7]
2 Siehe auch
3 Weblinks
- Kritische Auseinandersetzung: Ist Bratwurstjournalismus heute eine existenzielle Notwendigkeit?
- Textbeispiele
- weitere Textbeispiele
4 Quellen
- ↑ http://meedia.de/nc/details/article/ich-bin-die-zukunft-des-lokaljournalismus_100024672.html
- ↑ http://www.prothmann.org/
- ↑ http://heddesheimblog.de/
- ↑ http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/1231/medien/0034/index.html
- ↑ http://rdn-online.de/besseronline/die-veranstaltung/
- ↑ http://netzjournalist.twoday.net/stories/6112374/
- ↑ http://blog.nz-online.de/vipraum/2009/11/23/was-ist-ein-bratwurstjournalist/
5 Andere Lexika
- Dieser Artikel wurde in der Wikipedia gelöscht.
Erster Autor: Homofaber, erstellt am 8.1.2010 um 02:30 Uhr, LA folgte 6 Minuten später (siehe Screenshot rechts)!
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