Botox (Ästhetische Medizin)
So genannte Botox-Behandlungen sind ein Standardverfahren der ästhetischen Medizin. Bei dieser Beauty-Behandlung wird das Nervengift Botulintoxin injiziert (gespritzt) um Hautfalten zu mildern oder zu verhindern.
Inhaltsverzeichnis
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1 Methode
Das Nervengift Botox erzeugt in jenen Muskelgruppen, in die es mittels Injektion eingebracht wird eine Lähmung der Muskelkontraktionen. Dies hat einerseits eine Glättung bereits bestehender Falten zur Folge, inbesondere verhindert es jedoch effektiv die Bildung neuer Mimikfalten. Sein millionenfacher Einsatz zeigt die ungebrochene Beliebtheit der Substanz in der ästhetischen Medizin. Da die Substanz vom Körper abgebaut wird, ist seine Wirkdauer auf wenige Monate beschränkt. Es ist insofern eine stete Wiederholung der Behandlung in bestimmten Abständen üblich.
2 Historie
In den siebziger Jahren wurde Botulinumtoxin (Botox) durch die amerikanische "Food and Drug Administration" (FDA) an Freiwilligen als Arzneistoff getestet und als Behandlung von Schielen (Augenheilkunde) eingesetzt. Innerhalb weniger Jahre kamen zahlreiche weitere Indikationen hinzu. 1992 veröffentlichte Carruthers einen Bericht über einen vorübergehenden abschwächenden Effekt von Botulinustoxin A auf Hautfalten. Die Wirkweise auf dieses ästehtische Problem wurde seither immer weiter erforscht. Zunächst wurde Botox im kosmetischen Bereich "off-label" eingesetzt. Eine Zulassung für diese Verwendung erhielten Präparate im Jahr 2002.
3 Die Substanz
Botulinumtoxin hemmt die Erregungsübertragung von den Nervenzellen zum Muskel, wodurch die Kontraktion des Muskels je nach Dosierung des Gifts schwächer wird oder ganz ausfällt. Das Membranprotein Synaptobrevin (VAMP2), das ein essentieller Bestandteil der sekretorischen Vesikel ist, wird bereits durch die Anwesenheit weniger Botulinumtoxinmoleküle der Typen B, D, F und G auf Grund der katalytischen Wirkung aufgespalten, ohne dass sich das Botulinumtoxin dabei selbst verbraucht. Die Botulinumtoxine A und E spalten das Synaptisch-assoziierte Protein SNAP-25; der Serotyp C zerstört Syntaxine. Die synaptischen Vesikel können nicht mehr mit der Membran fusionieren und ihren Transmitter Acetylcholin nicht mehr in den synaptischen Spalt ausschütten. Die betroffene Nervenzelle kann somit die zugeordnete Muskelfaser nicht mehr erregen und es kommt dadurch zu einer Lähmung des Muskels, an dem der Stoff wirkt. Bei der Reaktivierung der unterbrochenen neuromuskulären Transmission übernehmen zunächst neuauswachsende präsynaptische Endigungen vorübergehend die Funktion der gestörten Axonterminalen des Nervenzellfortsatzes.
4 Effekte im Körper
Botulinumtoxine sind von Bakterien produzierte Nervengifte. Werden sie in einen Muskel gespritzt, so blockieren sie dort gezielt durch Zerstörung von Proteinkomplexen die Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin. Dadurch kann der entsprechende Muskel nicht mehr wie gewohnt angespannt werden. Andere Nervenfunktionen wie das Fühlen oder Tasten werden nicht beeinflusst. Nach einer therapeutischen Injektion baut sich die Wirkung langsam auf und erreicht je nach Indikation und Dosis nach etwa zehn Tagen ihren Höhepunkt. Nach zwei bis sechs Monaten ist die Neuaussprossung der Nervenenden beendet, wodurch die Muskeln wieder aktiviert werden können. Seit 2001 sind auch Subtyp-B-Präparate verfügbar. Diese besitzen allerdings eine deutlich kürzere Wirkungsdauer.
5 Risiken
Botulinumtoxin ist ein sehr starkes Nervengift und prinzipiell tödlich. Medizinisch korrekt angewendet durch einen Arzt ist die Substanz jedoch allgemein gut verträglich. Millionenfache Anwendungen haben die Sicherheit und Verträglichkeit in der Praxis unter Beweis gestellt. Allerdings gehört die Behandlung mit Botox ist die Hände eines erfahrenen Arztes, da es sich per se nicht um eine harmlose Substanz handelt.
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7 Quellenangabe
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