Biografische Selbstreflexion

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Biografische Selbstreflexion ist eine Methode des Coachings. Sie wird als Instrument zum Erkennen und Bearbeiten biografischer - und damit auftragsrelevanter - Themen eingesetzt.

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1 Lernebenen im Coaching

Besonders im systemischen Coaching kann durch die Biografische Selbstreflexion das Spektrum der Werkzeuge (Interventionen) deutlich qualitativ erweitert werden. Der Lernprozess des Klienten wird damit vor allem auf der Ebene des "Lernens zu Lernen" (Gregory Bateson) wesentlich unterstützt. Diese Lernebene folgt der Beobachtung des eigenen Handelns (oder des "Lernens" nach Bateson), welche wiederum dem Handeln folgt. Somit findet Lernen und Veränderung im Coaching auf 3 Ebenen statt:

  1. Denken und Handeln
  2. Beobachten des eigenen Denkens und Handelns , sowie
  3. Prüfen der Beobachtung (= Reflexion).

Mit diesem 3. Schritt wird die Art und Weise des Beobachtens selbst zum Gegenstand der Beobachtung. Hierdurch entstehen für den Klienten neue Informationen. Diese ergeben sich daraus, dass er nicht nur eigene "blinde Flecken" erkennt, sondern darüber hinaus die Bedeutung oder Funktion dieser blinden Flecken für sein Selbstbild und damit für sein Denken und Handeln deutlich wird. Eine Reflexion findet bereits im Rahmen der Supervision von Coaching-Fällen statt. Jetzt wird die Reflexion auf die (Re-)Konstruktion der eigenen Lebensgeschichte angewendet. Damit findet Biografiearbeit im Rahmen von Coaching statt.

2 Anwendung

Ziel der Biografischen Selbstreflexion ist das Erkennen lebenslauf-relevanter Zusammenhänge und das Nutzen dieser Informationen zur Beantwortung der eigenen Fragestellung des Klienten. Damit löst sich systemisches Coaching aus der Betrachtung singulärer - wiewohl systemischer - Kontexte (der Konflikt mit dem Vorgesetzten, der Widerspruch zwischen dem Handlungsmotiv und der tatsächlichen Handlung, die Erzeugung von unerwünschten Reaktionen bei relevanten Dritten, etc.) und erweitert seinen Rahmen auf die Biografie des Klienten. Wichtige oder zentrale Ziele im Leben können kognitiv z.B. durch eine strukturierte "Lebens- und Karriereplanung" (Peter W. Gester) bearbeitet werden. Hierzu gehören eine Vision, eine möglichst konkrete Zielformulierung, Plausibilitätsbrücken zur Verbindung von Zwischenzielen bzw. -schritten, eine Risikoabwägung, die Überprüfung zu erhaltender Vorteile und vieles mehr. Komplementär dazu wird eine intuitive Problemlösung mittels des Instruments "Symbolisation" (Marge Reddington) unterstützt. Die Biografische Selbstreflexion nutzt nun u.a. diese beiden biografie-relevanten Interventionen und geht gleichzeitig darüber hinaus: Sie lässt den Klienten die Rekonstruktion seines Lebens neu betrachten bzw. prüfen. Dazu werden verschiedene retro- und prospektivische Techniken (P.W. Gester) angewendet.

2.1 Techniken

a) Retrospektive Techniken der Biografischen Selbstreflexion sind im Besonderen:

  • Genogramm (analog Stammbaum)
  • Fotogramm (die Bilder zum Stammbaum)
  • Discogramm (die Musikgeschichte analog zur Lebensgeschichte)
  • Kartogramm (die Wohnorte / Lebens- und Arbeitsmittelpunkte)
  • Ökonogramm (die wirtschaftlichen Verhältnisse - neutralisiert (Basis: 100) - über die Zeit)
  • Curious Cluster Case (die Dinge, die im Notfall eingepackt werden, damit sie nicht verloren gehen)
  • Tagebücher
  • Lebenslauf
  • Zeugnisse.

b) Prospektive Techniken der Biografischen Selbstreflexion sind vor allem:

  • Strukturierte Lebens- und Karriereplanung
  • Symbolisation
  • Patientenverfügung
  • Testament.

Neben diesen beiden Blickrichtungen, die sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft gerichtet sind, gibt es meta-perspekivische Betrachtungsweisen (Dominique Aubier) auf die eigenen Biografie. Hiermit soll quasi eine Draufsicht auf die Biografie-Rekonstruktion gelegt werden, um grundlegende Muster der Biografie sichtbar zu machen:

  • Die Wiederholung (von Mustern - beruflich wie privat - innerhalb und über Generationen hinweg)
  • Links und Rechts (Komplementaritäten wie Gesundheit/Krankheit, männlich/weiblich, Leben/Tod, 1./2. Lebenshälfte)
  • das Labyrinth (Vor- und Rückwärtsbewegungen von/bis zum Ausganspunkt, ohne Fortkommen).

3 Biografie-Modell

Das zugrundeliegende Biografie-Modell gliedert sich in 2 Hälften und 3 Phasen: Die 1. und die 2. Hälfte, sowie die Übergangsphase. Diese werden von D. Aubier mit "Bip", "BOP" und "Stopp" bezeichnet. Jede Hälfte kann wiederum in einen "Bip" und "BOP" mit dem dazugehörigen "Stopp" unterteilt werden (usw. usf.). Die Definition der Biografie-Phasen kann auf unterschiedlichen Dimensionen erfolgen (z.B.):

  • Die statistische Lebenserwartung und die dementsprechende Verteilung auf der Zeitschiene
  • die biologische bzw. psycho-soziale Entwicklung (Kindheit/Jugend/Erwachsenenalter/Familiengründung/eigene Kinder/Enkel/Alter)
  • die berufliche Entwicklung (Schule/Ausbildung/Studium/Eintritt ins Berufsleben/berufliche Entwicklung/Austritt/Rentenalter)
  • oder - kurz gefasst: Birth/School/Work/Death.

Subjektiv können "Bip" und "BOP" durch die jeweilige Wahrnehmung der Zeit identifiziert werden: Solange der Klient sein Leben und die zur Verfügung stehende Zeit als praktisch unendlich empfindet, befindet er sich in seiner 1. Lebenshälfte; sobald der Klient das Ende des Lebens, seinen Tod nicht nur intellektuell kennt, sondern empfindungsmäßig erlebt bzw. spürt, befindet er sich in seiner 2. Lebenshälfte. Die Übergangsphase zwischen den beiden großen Hälften - vulgo auch: Midlife Crisis - stellt den Klienten vor die Herausforderung, eine Standortbestimmung und Zieldefinition vorzunehmen. Die Überprüfung seiner Werte und Normen ist dabei zentral, da diese wiederum sein Denken und Handeln - als die Arbeitsdimensionen des Coachings - betreffen.

3.1 Fazit

Coaching ist lebensphasenabhängig: Ein Coach, welcher sich selbst in seiner ersten Lebenshälfte befindet, wird im Zweifel keinen Klienten erfolgreich beraten können, der sich in seiner zweiten Lebenshälfte befindet und biografie-relevante Themen bearbeiten will. Umgekehrt stellt dies gemäß diesem Modell kein Problem dar. Die Biografische Selbstreflexion ermöglicht das Identifieren und Bearbeiten von lebenslauf-bezogenen Zusammenhängen, die zur Bearbeitung existenzieller Fragen im Coaching notwendig sind.

4 Quellen

  • Aubier, Dominique: Die Entschlüsselung der Gehirnstruktur. Romanshorn (CH) 2003
  • Bateson, Gregory: Steps to an ecology of mind. Collected essays in anthropology, psychiatry,evolution and epistemology. Chicago (USA) 2000
  • Gester, Peter W.: MATRIX-Coaching. CD-ROM V5.5 11/06
  • Reddington, Marge: Health, Happiness and Human Needs. An Introduction to Symbolisation. Dayton (Ohio, USA) 1994

5 Init-Quelle

Entnommen aus der:

Erster Autor: 217.7.232.72 angelegt am 12.11.2010 um 16:33,
Alle Autoren: Tom md, Gloecknerd, Tolanor, Mkjberger, Ottomanisch, 217.7.232.72


6 Andere Lexika

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