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Lebenswissen und Lebenswissenschaft
Die komplexe Begriffsgeschichte von Lebenswissen und Lebenswissenschaft hat durch den Potsdamer Romanisten Ottmar Ette eine neue Pointierung erfahren, die in den aktuellen Debatten über den Lebensbegriff einen wichtigen Stellenwert einnimmt.
Nach Ette entfaltet der Begriff Lebenswissen die komplexe Beziehung zwischen den beiden semantischen Polen des Kompositums und fokussiert ein Wissen über das Leben wie ein Wissen des Lebens von sich selbst, ein Wissen zum und im Leben wie ein Wissen als fundamentale Eigenschaft und als Bestandteil von Leben. Das Besondere an diesem Verständnis liegt darin, dass der Fragehorizont von Lebenswissen in erster Linie philologisch-kulturtheoretisch sowie philosophisch ist. Demzufolge lässt sich Literatur begreifen als sich wandelndes interaktives Speichermedium von Lebenswissen, das Modelle von Lebensführung simuliert und aneignet, entwirft und verdichtet. Selbstreferentialität und Selbstreflexivität aller Prozesse des Lebenswissens sind eingebunden in je spezifische kulturelle (bzw. multi-, inter- und transkulturelle) Kontexte und verbunden mit sozio-historisch sich verändernden Lebensformen, Lebensnormen und Lebensvollzügen. Ette betont, dass das Konzept des Lebenswissens versucht, im Sinne eines Horizontbegriffs die in der Produktion und Rezeption von Kunst und Literatur beobachtbaren Wissensbestände und Logiken von Lebensvorgängen verstärkt in den Fokus literatur- und kulturwissenschaftlicher Analysen zu rücken. Die Untersuchung von Lebenswissen ist sowohl textintern als auch textextern relevant.
Ette beschäftigt sich ausführlich mit dem Aspekt, dass Lebenswissenschaften in einer komplementären und zugleich kontrastiven Beziehung zur derzeit vorherrschenden Definition der Lebenswissenschaften als Life Sciences stehen. Er macht darauf aufmerksam, dass gerade wenn diese als interdisziplinär vernetztes und stark anwendungsorientiertes Ensemble biochemischer, biophysikalischer, biotechnologischer und humanmedizinischer Forschungsfelder aufgefasst werden, die breite kulturelle Auffächerung des Lebensbegriffs im Sinne von gr. bios verloren gehe.
Gerade eine kultur- und literaturtheoretische Rückgewinnung des Lebensbegriffs und eine damit einhergehende Auffassung von Lebenswissen erweitern, so Ette, die naturwissenschaftliche Konzeption der Biowissenschaften als Lebenswissenschaften um ihre unverzichtbare kulturelle Dimension und erlauben eine Abgrenzung rein biowissenschaftlicher Fragestellungen und Analysepraktiken. Der Potsdamer Romanist betont ein als „Aufgabe der Philologie“ verstandenes Konzept des Lebenswissens, das sich als Beitrag zu einem breiten Verständnis der Lebenswissenschaften versteht und das auf Ansätze der poststrukturalistischen Semiologie, der philosophischen Anthropologie und einer biopolitisch ausgerichteten Kulturtheorie zurückgreift. Entscheidend sei hier, dass gerade der Literatur das Vermögen zukomme, normative Formen von Lebenspraxis nicht nur zu simulieren, sondern auch performativ zur Disposition zu stellen, insofern Literatur stets ein Wissen um die Grenzen der Gültigkeit von Wissensbeständen an einer gegeben Kultur oder Gesellschaft enthalte. Für eine lebenswissenschaftlich orientierte Literaturwissenschaft, die sich einer unreflektierten Ausblendung des Lebensbegriffes entgegenstellt, ist daher der experimentelle Charakter von Literatur nicht zuletzt an der fundamental-komplexen Prozesshaftigkeit des Lebens ausgerichtet. Ette hebt hervor, dass aus dem Blickfeld eines biowissenschaftlichen Lebensbegriffes Literatur mit folgenden drei Aspekten experimentiere: der Irreversibilität und der Unvorhersehbarkeit des Lebens sowie der Tatsache, dass Leben mehr ist als die Summe seiner Bestandteile. Es ist gerade die Komplementarität natur-und kulturwissenschaftlicher Ansätze und Verfahren innerhalb eines breiten Verständnisses von Lebenswissen, die neue Perspektiven für die Erforschung von Kunst und Literatur als Erlebenswissen, als Überlebenswissen und als Zusammenlebenswissen (Konvivenz) eröffnet. Die Perspektiven einer Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft wurde erstmals 2007 durch Ottmar Ette programmatisch zur Diskussion gestellt.[1] Mit dieser Programmschrift wurde eine Diskussion entfacht, die weit über geistes- und kulturwissenschaftliche Kreise hinausging. Auf ihre Veröffentlichung im Jahr 2007 folgten drei Dossiers in den Heften Lendemains (126/127, 128 und 129), zahlreiche Veranstaltungen, Rezensionen u.a. in Die Zeit.[2] Alle Diskussionsbeiträge zeigten, dass es in den Lendemains-Heften um Grundfragen von Literatur und Lebenswissen, von Literaturwissenschaft und Lebenswissenschaft und damit um hochaktuelle Probleme philologischer Grundlagenforschung geht.[3]
Literatur
- Ottmar Ette: „Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft – Eine Programmschrift im Jahr der Geisteswissenschaften“ (Lendemains 125, 2007, S. 7–32)
- Asholt, Wolfgang / Ette, Ottmar (Hg.): Dossier: "Vivre ensemble - ZusammenLeben. Le «savoir sur la vie» de la littérature et la tâche de la critique littéraire." In: Romanistische Zeitschrift für Literaturgeschichte / Cahiers d'Histoire des Littératures Romanes (Heidelberg) XXXIV, 3–4 (2010), pp. 443–507.
- Asholt, Wolfgang / Ette, Ottmar (Hg.): Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft. Programm - Projekte - Perspektiven. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag (Reihe edition lendemains 20) 2010.
Weblinks
- Prof. Dr. Ottmar Ette am Institut für Romanistik der Universität Potsdam
- http://www.uni-potsdam.de/romanistik/ette/lebenswissen.html#dfg
Einzelnachweise
- ↑ (Lendemains 125, 2007, S. 7–32)
- ↑ http://www.zeit.de/2010/25/L-S-Lebenswissenschaft
- ↑ Vgl. Ottmar Ette: „Lebenswissen und Lebenswissenschaft“ in Ansgar Nünning (Hg.) (2008): Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie. 4. Auflage. Stuttgart/Weimar, S. 414f.
Init-Quelle
Entnommen aus der:
Erster Autor: Mondovian angelegt am 31.01.2011 um 23:29,
Alle Autoren: Ca$e, Cholo Aleman, Hydro, AlterWolf49, Max-78, Mondovian
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