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Baummetapher
Die Baummetapher ist ein häufiges Darstellungsmittel, das sich zum Beispiel im Baum des Wissens wiederfindet. Dabei dient der Baum als Metapher in klassischen Ordnungssystemen. Der Übersetzer und Kommentator Boëthius verwendete ein solches System im 6. Jahrhundert erstmals,[1] und Petrus Hispanus führte es um 1240 unter der Bezeichnung Porphyrianischer Baum (Arbor porphyriana) in die Wissenschaftsgeschichte ein.[2]
Allgemeines
Baum der Wissenschaft nannte Descartes „das große Buch der Welt“, die Gesamtheit des Wissens und der Wissenschaften.
Vor der Baummetapher wurde Wissen als kreisförmig anzuordnen verstanden, siehe Sieben Freie Künste.
Verschiedene Varianten der Baummetapher
- Baum des Lebens
- Baum der Erkenntnis
- Baum der Erkenntnis von Gut und Böse
- Baum des Wissens
- Baum der Wissenschaft
- Baum der Philosophie
Kritik
In der Neuzeit wurde das klassische Ordnungssystem fundamental hinterfragt:
- Ludwig Wittgenstein argumentierte für die Unmöglichkeit einer hierarchischen Klassifikation bestimmter Kategorien und führte als Alternative den Begriff der Familienähnlichkeit ein.
- Der Philosoph Michel Foucault stellt in Die Ordnung der Dinge (1974) jegliche Kategoriensysteme in Frage, da sie einer Raum-Zeit-Gebundenheit unterliegen. In seiner Archäologie des Wissens zeigt er, dass jedes Kategoriensystem willkürlich wirkt, sobald es aus einer Außenperspektive betrachtet wird (vgl. Taxonomie).
- Weitere postmoderne Kritik äußerten Deleuze und Félix Guattari, die das Rhizom als Wissensmetapher einführten.
- Auch das Netzwerk wird in diesem Zusammenhang genannt.
Literatur
- Robert Darnton: The Business of Enlightenment. A Publishing History of the Encyclopédie, 1775–1800. HUP, Cambridge (Mass.)/London 1979 (deutsch, gekürzt: Glänzende Geschäfte. Die Verbreitung von Diderots Enzyklopädie oder: Wie verkauft man Wissen mit Gewinn? Wagenbach, Berlin 1993).
- Manuel Lima: The Book of Trees: Visualizing Branches of Knowledge. Vorwort Ben Shneiderman.Princeton Architectural Press, New York 2014, ISBN 978-1-616-89218-0.
- Fernando Domínguez Reboiras u. a. (Hrsg.): Arbor scientiae, Der Baum des Wissens von Ramon Lull: Akten des Internationalen Kongresses aus Anlaß des 40-jährigen Jubiläums des Raimundus-Lullus-Instituts der Universität Freiburg i. Br. (Subsidia Lvlliana; 1). Turnhout, Brepols 2002, ISBN 2-503-51215-1.
- Alexandre Saint-Yves d'Alveydre: L'Archéomètre. 1903.
- Steffen Siegel: Wissen, das auf Bäumen wächst. Das Baumdiagramm als epistemologisches Dingsymbol im 16. Jahrhundert. In: Frühneuzeit-Info 15 (2004), S. 42–55.
- Steffen Siegel: Tabula. Figuren der Ordnung um 1600. Akademie, Berlin 2009, ISBN 978-3-05-004563-4
- Steffen Siegel: Im Wald des Wissens. Sichtbare Ordnungen der Enzyklopädie auf der Schwelle zwischen Kultur und Natur. In: Christoph Markschies et al. (Hrsg.): Atlas der Weltbilder. Berlin 2011, ISBN 978-3-05-004521-4, S. 280–293.
Weblinks
Einzelnachweise
Andere Lexika
Wikipedia kennt dieses Lemma (Baummetapher) vermutlich nicht.
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