Umlernen

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Der Begriff des Umlernens fand mit den Ausführungen Günther Bucks (*1925 - †1984) Eingang in die pädagogische Theoriebildung. Er entwickelte seine Theorien in Anlehnung an Hans-Georg Gadamer und unter Bezug auf die aristotelische Analyse der Epagoge (vgl. Böhm 2005 [1971] 180). Buck setzt an den Überlegungen von Aristoteles, Francis Bacon, Edmund Husserl, Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Hans-Georg Gadamer an und bezieht deren Thesen auf die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Erfahrung, Negation und Lernen im pädagogischen Kontext. Sein bedeutsamstes Werk, „Lernen und Erfahrung“, erschien 1967 und trägt im Untertitel den Begriff der „Epagogik“, also der didaktisch-pädagogischen Induktion.

Der Prozess des Umlernens zeichnet sich durch folgende Aspekte aus:

  • Jedes Lernen impliziert vorgängige Erfahrungshorizonte (1), die auf vorhergehenden Erfahrungen aufbauen und durch die Transzendenz der Erfahrung das aktuelle Erfahren übertreffen.
  • Durch dieses unthematische, allgemeine und unbewusste Kennengelernte entwerfen die Erfahrenden Antizipationen über die Welt und zukünftige weitere Erfahrungen (1a).
  • Auf diesem Horizont der Erfahrung aufbauend differenziert Buck zwischen unterschiedlichen Arten des Lernens: einem bloßen Kennen-Lernen, einem Dazu-Lernen und einem Um-Lernen.
  • Während die Erfahrung im bloßen Kennenlernen nur unmittelbare Konsequenzen für den Lernenden hat und den Horizont und zukünftige Antizipationen transformiert, stellt das Dazu-Lernen einen kontinuierlich aufsteigenden (epagogischen) Prozess der Explikation von der Erfahrung dar (2).
  • Eigentliches Lernen jedoch – so argumentiert Buck – vollzieht sich als ein Prozess des Umlernens, in dem Vor-Erfahrungen, Antizipationen und Erwartungen konfrontiert, negiert, enttäuscht und berichtigt werden. Die Erfahrung kehrt sich dabei auf den Lernenden um (3).
  • Dieses Lernen impliziert nicht nur neue Erfahrungen über einen Gegenstand (2), sondern auch neue Erfahrungen über den Lernenden selbst und über die Art seines Erfahrens, Denkens, Antizipierens und Lernens (4).
  • Dadurch transformiert sein Wissen seinen Erfahrungshorizont und ermöglicht neue unthematische Antizipationen für weitere Erfahrungen (5).
  • Im Umlernprozess kommt es nach Buck zu einem „Sich-seiner-bewusst-Werden“ (Buck 1989 [1967], 80). Es vollzieht sich „[…] ein Umschlag von einer Art der Erfahrung zu einer neuen Art, welche die alte Art im ganzen reflektiert“ (Buck 1969, 24). Und mit Gadamer postuliert Günther Buck die Vollendung der Erfahrung nicht in ihrer dialektischen Überwindung (Hegel), sondern in der radikalen Undogmatik und prinzipiellen Offenheit des Erfahrenden für neue und widerstrebende Erfahrungen (vgl. Buck 1989).

Init-Quelle

Entnommen aus der: Wikipedia

Autoren: Crazy1880, Pittimann, Guandalug, Mitgutsch

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