Musterzeichner

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Der Musterzeichner, ist ein besonderer textilgeschichtlicher Beruf in Großschönau.

Neben einer beeindruckenden und einzigartigen textilgeschichtlichen Entwicklung und seinen zahlreichen sehenswerten Umgebindehäusern weist Großschönau eine weitere kunsthandwerkliche Besonderheit auf. Um die sehr wertvollen Damaste, die preiswerteren Jacquardgewebe und die anspruchsvollen Frottierwaren herstellen zu können, musste ein Musterzeichner im Vorfeld des eigentlichen Webvorgangs spezielle Musterzeichnungen anfertigen.

Die Musterzeichnung legt fest, welches Bild das spätere Gewebe ziert. Für die bildliche Darstellung dieses Gewebemusters wird eine Patrone gezeichnet. Das dabei verwendete Papier heißt Patronenpapier. Es ist unterschiedlich eingeteilt und erinnert auf den ersten Blick an Millimeterpapier. Ursprünglich wurde das Papier mit Stahllineal und Federkiel selbst hergestellt. Auf der Patrone entsteht dann Zeile für Zeile das Muster.

Es sind zwei Arbeitsschritte für die Erstellung einer Musterzeichnung notwendig. Zuerst fertigt der Musterzeichner einen Entwurf an. Nach diesem erstellt der Patroneur eine Art technische Zeichnung. Teilweise sieht man auf den Musterzeichnungen, dass grobe Konturen vorgezeichnet wurden, die dem Patroneur als Orientierung dienten.

Mit Hilfe der fertigen Musterzeichnungen wurde dann der Damasthandzugwebstuhl „programmiert“, d. h. das Muster wurde von dem Mustermacher eingelesen. Dabei wurde die Musterzeichnung Punkt für Punkt, Zeile für Zeile in ein Schnurenbündel, den Lätzezug, übertragen. Nach der Einführung der Jacquardmaschine im frühen 19. Jahrhundert enthielten Lochkarten die Musterinformationen. Deren „Programmierung“ übernahm der Kartenschläger. Bis heute müssen Musterzeichnungen angefertigt werden - inzwischen aber über ein spezielles Computerprogramm durch den Produktgestalter Textil. Die Übertragung der Musterinformationen auf dem Webstuhl erfolgt automatisch durch die moderne Technik.

Im Deutschen Damast- und Frottiermuseum wird bis heute mit historischen Webmaschinen gearbeitet. Die dabei verwendeten Muster wurden nach der traditionellen Arbeitsweise hergestellt.

Der Beruf des Musterzeichners hat in Großschönau eine lange Tradition. Der erste überlieferte Name eines Damastmusterzeichners ist der von Christoph Löfler. Er lebte um 1666, als die Damastweberei in Großschönau eingeführt wurde. Nur ausgewählten Großschönauer Familien war die Ausübung des Berufes erlaubt. Der Musterzeichner, auch Mustermaler genannt, war ein eigener Berufszweig. Die Ausbildung war kostspielig und zeitintensiv. Sie erfolgte durch Familienangehörige oder bei anerkannten Künstlern. Bis in das späte 18. Jahrhundert übernahmen dies Zittauer Künstler. Danach erhielten die Lehrlinge Unterricht in der Kunstgewerbeschule in Dresden. Ohne großzügige staatliche Beihilfen oder vermögende private Förderer hätte der Ort auf den einen oder anderen begabten Musterzeichner verzichten müssen. Im Zuge der zunehmenden Industrialisierung wurden später auch an Webschulen Musterzeichner ausgebildet - so auch in Großschönau.

Das Adressbuch von Großschönau von 1901 enthält 6 Einträge mit der Berufsbezeichnung Musterzeichner. Diese waren in der Regel selbständig tätig. In den späteren örtlichen Textilfirmen waren zahlreiche Musterzeichner und Patroneure im Angestelltenverhältnis beschäftigt.

Unter den Musterzeichnern aus Großschönau gab es mehrere herausragende Künstler. Alle aufzuzählen führt hier zu weit. Der Mustermaler Carl Gottlieb Olbrich (1772-1829) war ein Schüler Schenaus. Das Deutsche Damast- und Frottiermuseum in Großschönau besitzt ein Skizzenbuch von ihm, in dem auf etwa 80 Seiten mit viel Phantasie Vögel gemalt und beschrieben wurden. Neben seinem künstlerischen Schaffen, legte Olbrich eine beachtliche Naturaliensammlung an. Auch der Mustermaler Johann Gottfried Hänsch (gestorben 1864) widmete sich in seiner Arbeit u. a. naturalistischen Motiven. Hänsch hat sich seine Kunstfertigkeit autodidaktisch beigebracht, was in diesem Beruf eher selten zu finden war. Er war besonders produktiv und sehr geschickt bei den beliebten Jagdmustern.

Der berühmteste Musterzeichner aus Großschönau ist Professor Karl Gotthelf Krumbholz (1819 - 1907). Er begann in seinem Heimatort Großschönau eine Lehre als Musterzeichner. Zusätzlich nahm er in Zittau Zeichenunterricht. Seine Ausbildung setzte er an der späteren Kunstgewerbeschule in Dresden fort. Danach war er als Musterzeichner tätig und gab selbst Zeichenunterricht. Später wirkte er auch in Frankreich und in England. Ab 1847 war Krumbholz überwiegend als Lehrer tätig. Er unterrichtete an der Technischen Bildungsanstalt Dresden, an der Höheren Webschule in Elberfeld und an der Kunstgewerbeschule in Dresden. Für seine eigenen Entwürfe erhielt er hohe Auszeichnungen. Mit seinen Empfehlungen zur Einführung eines Musterschutzgesetztes war er ein wichtiger Vorkämpfer für den Schutz geistigen Eigentums. 1869 wurde seine Laufbahn durch die Berufung zum Professor gekrönt. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand, kehrte Professor Krumbholz 1880 in seinen Heimatort zurück. Hier war er weiterhin als Musterzeichner tätig und engagierte sich besonders bei der Einrichtung des Museums, das anfangs sogar seinen Namen trug. Sein Vermächtnis wird heute im Deutschen Damast- und Frottiermuseum in Großschönau gepflegt.


Init-Quelle

Entnommen aus der: Wikipedia

Erster Autor: Ddfm

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