Malina (Roman)
„Malina“ ist ein 1971 herausgegebener Roman der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann.
1 Charakterisierung der Ich-Erzählerin
Die Ich-Erzählerin ist eine Figur, deren Eigenartigkeit besonders durch das wiederkehrende Motiv des Wassers ausgedrückt wird: Da ihre Grenzen fließend sind, sucht sie Halt, zum Beispiel durch die Schaffung einer eigenen Lebenswelt in der Ungarnstraße, speziell durch ihre Beziehung zu Ivan und Malina. Dabei ist es natürlich, dass die reale und separate Existenz dieser beiden Figuren fragwürdig bleibt; sie sind womöglich nur unterschiedliche Arme des einen "Lebensflusses", den die Ich-Erzählerin darstellt. Dass dieser am Ende versickert, sich auflöst in den "Gräbern am See", ist, wenn auch tragisch, doch nicht mitleidserregend, bleibt es doch unklar, ob die Protagonistin ihren Tod selbst hervorruft - das Wasser als Bewegung - oder dieser durch die Eifersucht Malinas bewirkt wird - das Wasser als Bewegendes.
So werden auch die Motive der Hoffnung und des Fremden, die sich eng mit der Figur der Ich-Erzählerin verknüpfen, anhand des Wassers, speziell der Metaphorik des Flusses, erkenntlich; während die Ich-Erzählerin speziell durch Ivan - er segelt zum Beispiel - die Hoffnung hat, ihr Leid, das Korsett ihrer Existenz, abstreifen zu können, also die Unendlichkeit des Meeres zu erreichen, muss sie doch feststellen, dass sie immer nur bei sich bleibt, immer nur zu sich selbst zurückfindet, und damit ihre Fremdartigkeit in der Welt, in Hinblick auf die Bodenständigkeit dieser Welt, bestätigt wird.
Weiterhin zeichnet sich das Wasser als Masse in Bewegung, also erneut der Fluss, durch eine Schnelligkeit aus, die es verhindert, dass man sich ob seiner wahren Tiefe, dem Tiefgang des Wassers, bewusst werden kann; gleichfalls reflektiert die Ich-Erzählerin in einem derartigen - allerdings gut lesbaren - Sprachfluss, der mitunter einer Flucht vor ihrem eigenen Ich gleich zu sein scheint, also fast dem Versuch, die Aufmerksamkeit des Lesers von sich zu reißen - und damit eigentlich ihre eigene Tiefe nicht der Vulgarität preiszugeben: das Geheimnis ihres eigenen Selbst zu bewahren. Sobald dieses allerdings einmal ausgesprochen, von Malina geradezu heraufbeschworen (am Ende des zweiten Kapitels), dann verliert die Ich-Erzählerin noch den letzten Sinn für die Bedeutung ihrer Existenz; die Bewegung des Flusses wird exzentrisch, sporadisch und erstarrt schließlich - in der absoluten Immobilität ihrer eigenen Hauswand.
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