Hund (Historisch)
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Hund (lateinisch Canis lupus, siehe Hunderasse und Jagdhund) ist eine Raubtiergattung aus der Familie der Hunde (Canidae). Er ist ein Zehengänger mit kleinem Kopf, spitzer Schnauze, stumpfer, vorstehender Nase, ziemlich schwachem Hals, an den Weichen eingezogenem Rumpf, dünnen Beinen, vorn meist fünf-, hinten vierzehigen Füßen, stumpfen, nicht zurückziehbaren Krallen, meist langem, dichtem, zuweilen buschig behaartem Schwanz, regelmäßig mit 6 Schneide-, je 1 Reiß-, oben 3, unten 4 Lück- und 3 Backenzähnen. Die Zunge ist glatt, Afterdrüsen fehlen, häufig aber findet sich an der Schwanzwurzel eine Drüse. Die Hunde sind über die ganze Erde verbreitet, finden sich, oft sehr häufig, in Steppen, Wäldern, Wüsten, schweifen zum Teil beständig umher oder leben in unterirdischen Bauen und schlagen sich unter Umständen sämtlich in stärkere Meuten zusammen. Manche sind rein nächtliche, andre nur halbnächtliche Tiere und manche vollkommene Tagfreunde. Sie laufen schnell und mit größter Ausdauer, schwimmen meist trefflich, klettern aber nicht wie die Katzen und vermögen auch nicht wie diese zu springen. Ihre Sinne sind hoch entwickelt (besonders der Geruch), sie zeigen sehr bedeutende geistige Fähigkeiten. Der zahme H. übertrifft in letzterer Beziehung jedes andre Tier. Sie nähren sich von Säugetieren und Vögeln, fressen frische Beute nicht lieber als Aas, manche auch sehr gern Knochen, außerdem Fische, Reptilien, Krebse, Insekten, allerlei Feld- und Gartenfrüchte, Gras, Knospen, Wurzeln, Moos. Sie werfen meist 4-6, bisweilen über 23 Junge, für welche die Mutter aufs beste sorgt, während der männliche H. sie bisweilen feindlich behandelt. Manche Hunde, welche sehr zahlreich auftreten, richten bedeutenden Schaden an, andre vertilgen schädliche Nage- und Kerbtiere und werden durch Aufzehren von Aas und Unrat nützlich; im allgemeinen überwiegt der Nutzen, den die Hunde gewähren, sehr stark. Man kann zwei Abteilungen annehmen: Wölfe (Lupina), mit rundem Augenstern u. kurzem Schwanz (Hyänenhund, Wolf, H., Schakal, Fenek); Füchse (Vulpina), mit spaltenförmigem Augenstern und langem, buschigem Schwanz (Fuchs). Man hat die Gattung in 13 Untergattungen geteilt, von welchen 10 zu den Wölfen und 3 zu den Füchsen gerechnet werden. Zur Untergattung H. gehören vier Tiere, in denen man die Stammväter aller Haushunde zu erkennen geglaubt hat: Kolsum, Buansu, Adjag und Alpenhund. Gray vereinigt diese Hunde zu einer Gruppe, welche er Urhunde (Cuon) nennt. Der Kolsum (Dole, C. dukhunensis Gray), 1 m lang, mit 20 cm langem Schwanz, 45-50 cm hoch, gleicht einem mittelgroßen Windhund, ist gleichmäßig dicht braunrot, unterseits, an der Schnauze, den Ohren und Füßen heller, ziemlich kurz behaart, bewohnt Dekhan, die Gebirge von Nilgiri, Balaghat, Haidarabad und die östlich von der Koromandelküste gelegenen Waldgegenden, lebt fast zurückgezogen in den Dschangeln, jagt in Meuten, ohne zu bellen, und bewältigt fast jedes Tier mit Ausnahme des Elefanten und Nashorns; den Menschen greift er nicht an. Ihm sehr ähnlich ist der Buansu (Ramhun, C. primaevus Gray), 1,15 m lang, mit 35 cm langem Schwanz, 53 cm hoch, mit ziemlich langem, dichtem, dunkel rostrotem, auf dem Rücken gesprenkeltem, unterseits rötlichgelbem Pelz, lebt in Kaschmir, brüllt beim Jagen und greift namentlich größere Tiere an. Jung eingefangen, wird er sehr zahm. Der Adjag (C. rutilans Gray), auf den Sundainseln und in Japan, steht den beiden erstern sehr nahe, ist gelblich fuchsrot, lebt an der Küste von Seeschildkröten, findet sich aber auch im Gebirge, überfällt nachts Ziegen und selbst Pferde. Der Alpenhund (Alpenwolf, C. alpinus Gray), 1 m lang, mit 35 cm langem Schwanz, 45 cm hoch; in den Gebirgsländern Ost- und Mittelasiens, besonders in den Gebirgen des untern Amur, vielleicht nur eine Abart des vorigen, mit langem, straffem, oberseits fahl roströtlichem, unterseits blaß isabellgelbem Pelz und weicher, buschiger Fahne, ist sehr schlau, schnell und kräftig, jagt besonders Hirsche und wird von den Jägern im Amurthal gefürchtet. Jagdhunde verfolgen seine Spur nicht.
Der H. im engern Sinn (Canis) kommt überall nur gezähmt als Genosse des Menschen, höchstens verwildert vor. Über seine Abstammung ist nichts Sicheres bekannt. Will man ihn als Art von den übrigen Wölfen trennen, so ist der links gekrümmte Schwanz noch das beste Merkmal; nach Gerippe und Gebiss gehört der Hund zwar zu den Wölfen, doch kann man ihn weder mit irgend einer der wilden Arten vereinigen, noch von einer derselben scharf trennen; durch Verwilderung wird er auch im Äußern den wilden Formen wieder ähnlich. Ein verwilderter H. ist der Dingo (Waragal, C. Dingo Shaw), von der Größe und dem Habitus eines Schäferhundes, gedrungen, mit großem, plumpem Kopf, aufrecht stehenden Ohren, bis über die Ferse herabreichendem, buschigem Schwanz, kurzen Beinen, blaß gelblichrot, ins Graue oder Schwarze spielend, aber auch vorwaltend schwarz. Er findet sich ziemlich häufig in Australien, gleicht in seiner Lebensweise mehr dem Fuchs als dem Wolf und gilt als der schlimmste Feind der Herden. Er frißt auch Känguruhs und andre Tiere, fürchtet sich aber vor den Haushunden und flieht auch vor dem Menschen. Er läßt sich schwer zähmen, kreuzt sich mit zahmen Hündinnen und liefert Nachkommen, welche größer und wilder sind als alle übrigen Haushunde. Man verfolgt ihn mit größtem Eifer. - Herrenlose Hunde (Pariahunde) leben in der Türkei, in Griechenland und Südrußland in der Nähe der Städte und Dörfer, kommen auch wohl in die Straßen und nähren sich meist von Aas, Mäusen etc. Sie sind im allgemeinen elend und verkommen und können bisweilen zu einer wahren Landplage werden; in den Städten machen sie sich durch Vertilgen von Aas nützlich.
1 Quelle
- Brockhaus' Konversationslexikon, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892, Band 8, Seite 797
2 Siehe auch
3 Anmerkungen
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