Hektors Abschied

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Scherz-unter-der-Lupe.PNG Achtung: Bei diesem Artikel handelt es sich hauptsächlich um ein bestimmtes Gedicht ohne viel Auseinandersetzung mit dem Inhalt.

Hektors Abschied ist eine Szene aus der Ilias-Sage von Homer und ein Gedicht Friedrich Schillers, das unter Bezug auf diese Szene aus der Ilias entstand..

1 Homer

Im 6.Gesang der "Ilias" schildert Homer die Begegnung zwischen dem epischen Helden Hektor, Sohn des trojanischen Königs Priamos, und seiner geliebten Gattin Andromache, nachdem Hektor sie vergeblich suchte, um sich von ihr zu verabschieden:

(6, 390-474)

Also sprach zu Hektor die Schaffnerin1), schnell aus der Wohnung
eilt' er den Weg zurück durch die wohlbebaueten Gassen.
Als er das skaiische Tor, die gewaltige Feste durchwandelnd,
jetzo erreicht, wo hinaus sein Weg ihn führt' ins Gefilde,
kam die reiche Gemahlin Andromache eilenden Laufes
gegen ihn her, des edlen Eëtions blühende Tochter:
Denn Eëtion wohnt' am waldigen Hange des Plakos,
in der plakischen Thebe, Kilikiens Männer beherrschend,
Und er vermählte die Tochter dem erzumschimmerten Hektor.
Diese begegnet' ihm jetzt; die Dienerin aber, ihr folgend,
trug an der Brust das zarte, noch ganz unmündige Knäblein,
Hektors einzigen Sohn, dem schimmernden Sterne vergleichbar.
Hektor nannte den Sohn Skamandrios, aber die andern
nannten Astyanax ihn, denn allein schirmt' Ilios Hektor.
Siehe, mit Lächeln blickte der Vater still auf das Knäblein;
aber neben ihn trat Andromache, Tränen vergießend,
drückt' ihm freundlich die Hand und redete, also beginnend:
Trautester Mann, dich tötet dein Mut noch! Und du erbarmst dich
nicht des stammelnden Kindes noch mein, des elenden Weibes.
Ach, bald Witwe von dir! Denn dich töten gewiß die Achaier,
alle daher dir stürmend! Allein mir wäre das beste,
deiner beraubt, in die Erde hinabzusinken, denn weiter
ist kein Trost mir übrig, wenn du dein Schicksal vollendest,
sondern Weh! Und ich habe nicht Vater mehr noch Mutter!
Meinen Vater erschlug ja der göttliche Streiter Achilleus
und verheerte die Stadt, von kilikischen Männern bevölkert,
Thebe mit ragendem Tor; den Eëtion selber erschlug er,
doch nicht nahm er die Waffen, denn graunvoll war der Gedank ihm,
sondern verbrannte den Held mit dem künstlichen Waffengeschmeide,
häufte darauf ihm ein Mal, und rings mit Ulmen umpflanzten's
bergbewohnende Nymphen, des Aigiserschütterers Töchter.
Sieben waren der Brüder mir dort in unserer Wohnung,.
diese wandelten all am selbige Tage zum Ais,
denn sie all erlegte der mutige Renner Achilleus
bei weißwolligen Schafen und schwer hinwandelnden Rindern.
Meine Mutter, die Fürstin am waldigen Hange des Plakos,
führet' er zwar hieher mit anderer Beute des Krieges,
doch befreit' er sie wieder und nahm unendliche Lösung;
aber sie starb durch Artemis' Pfeil im Palaste des Vaters.
Hektor, siehe, du bist mir Vater jetzo und Mutter
und mein Bruder allein, o du mein blühender Gatte!
Aber erbarm dich nun und bleib allhier auf dem Turme!
Mache nicht zur Waise das Kind und zur Witwe die Gattin!
Stelle das Heer dorthin bei dem Feigenbaume, denn dort ist
leichter die Stadt zu ersteigen und frei die Mauer dem Angriff.
Dreimal haben ja dort es versucht die tapfersten Krieger,
kühn um die Aias beid und den hohen Idomeneus strebend,
auch um des Atreus Söhn und den starken Held Diomedes,
ob nun jenen vielleicht ein kundiger Seher geweissagt
oder auch selbst ihr Herz aus eigener Regung sie antreibt.
Ihr antwortete drauf der helmumflatterte Hektor:
Mich auch härmt das alles, o Trauteste, aber ich scheue
Trojas Männer zu sehr und die saumnachschleppenden Weiber,
wenn ich hier wie ein Feiger entfernt das Treffen vermeide.
Auch verbeut es mein Herz, denn ich lernete, tapferen Mutes
immer zu sein und voran mit Trojas Helden zu kämpfen,
schirmend zugleich des Vaters erhabenen Ruhm und den meinen.
Zwar das erkenn ich gewiß in des Herzens Geist und Empfindung:
Einst wird kommen der Tag, da die heilige Ilios hinsinkt,
Priamos selbst und das Volk des lanzenkundigen Königs,
Doch nicht kümmert mich so der Troer künftiges Elend,
nicht der Hekabe selbst, noch Priamos' auch, des Beherrschers,
noch der Brüder umher, die dann, so viel und so tapfer,
all in den Staub hinsinken, von feindlichen Händen getötet,
als wie dein's, wenn ein Mann der erzumschirmten Achaier
weg die Weinende führt, der Freiheit Tag dir entreißend;
wenn du in Argos webst für die Herrscherin oder auch mühsam
Wasser trägst aus dem Quell Hypereia oder Messeis,
sehr unfreiwilligen Muts, doch hart belastet der Zwang dich!
Künftig sagt dann einer, die Tränenvergießende schauend:
Hektors Weib war diese, des tapfersten Helden im Volke
rossebezähmender Troer, da Ilios' Stadt sie umkämpften!
Also spricht man hinfort, und neu erwacht dir der Kummer,
solchen Mann zu vermissen, der retten dich könnt aus der Knechtschaft!
Aber es decke mich Toten der aufgeworfene Hügel,
eh ich deines Geschreies vernehm und deiner Entführung!
Also der Held, und hin nach dem Knäblein streckt' er die Arme.
Aber zurück an den Busen der schöngegürteten Amme
schmiegt sich schreiend das Kind, erschreckt von dem liebenden Vater,
scheuend des Erzes Glanz und die flatternde Mähne des Busches,
welchen es fürchterlich sah von des Helmes Spitze herabwehn.
Lächelnd schaute der Vater das Kind und die zärtliche Mutter,
Schleunig nahm vom Haupte den Helm der strahlende Hektor,
legte dann auf die Erde den schimmernden; aber er selber
küßte sein liebes Kind und wiegt' es sanft in den Armen.


1) Dienstmagd

In der Übertragung aus dem Griechischen von Johann Heinrich Voß (1751-1826)

2 Gedicht

Illustration von Ferdinand Keller(1842-1922) in einer Schiller-Ausgabe von 1890

Hektors Abschied. (Zweite Fassung von 1780)

Andromache.
Will sich Hektor ewig von mir wenden,
Wo Achill mit den unnahbarn Händen
Dem Patroklus schrecklich Opfer bringt?
Wer wird künftig deinen Kleinen lehren
Speere werfen und die Götter ehren,
Wenn der finstre Orkus dich verschlingt?
Hektor.
Theures Weib, gebiete deinen Thränen!
Nach der Feldschlacht ist mein feurig Sehnen,
Diese Arme schutzen Pergamus.
Kämpfend für den heil'gen Herd der Götter
Fall' ich, und des Vaterlandes Retter
Steig' ich nieder zu dem styg'schen Fluß.
Andromache.
Nimmer lausch' ich deiner Waffen Schalle,
Müßig liegt dein Eisen in der Halle,
Priams großer Heldenstamm verdirbt.
Du wirst hingehn, wo kein Tag mehr scheinet,
Der Cocytus durch die Wüsten weinet,
Deine Liebe in dem Lethe stirbt.
Hektor.
All mein Sehnen will ich, all mein Denken
In des Lethe stillen Strom versenken,
Aber meine Liebe nicht.
Horch! der Wilde tobt schon an den Mauern,
Gürte mir das Schwert um, laß das Trauern!
Hektors Liebe stirbt im Lethe nicht.

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