Hanni und Hanniball

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Hanni und Hanniball
Autor:Gerhard Kemme

„Ballerinen des Universums“ nannte sich der Frauenverein, dessen Mitglieder sich einmal wöchentlich meterhoch über dem Boden ihrer spiralförmigen großen Raumstation trafen. „Ja, heute tagen wir wieder choreographisch ohne Gravitation“, meldeten sie sich von ihren häuslichen Pflichten und Berufstätigkeiten ab.

Ihre kosmische Kunst-Heimat mit der Bezeichnung „Rotation 5“ wäre für Erdbewohner ohne Weltraumerfahrung ziemlich ungewohnt. Heute schwebten dort zwanzig ballspielende Frauen im Sportdress am „Himmel“ – ohne Atemgerät, ohne Raumanzug. Hanni, eine leitende Sozialarbeiterin, hatte ihren Hund Hanniball mitgebracht, der in der Ausbildung zum „Stratosphärenhund“ war. Tiere mit dieser Funktion waren auf Himmelkörpern ohne Schwerkraft die Müllsammler im bodennahen „Luftraum“. Mitten zwischen seinen Sportgegnerinnen jagte er dem diagonal gespielten Leder nach, um so seine Beweglichkeit unter Schwerelosigkeit zu beweisen. Jemand spielte den Ball zu Hanni, aber Hanniball war schneller und grätschte in die Ballannahme wie ein langjähriger Fußballprofi.

Letzter Punkt – das Wertungsformular zeigte überall Häkchen! Prüfung geschafft! „Du Hanni guck! Dein Köter kann grinsen.“ Durch die Schaumhülle des spiralförmigen Kunstplaneten drangen hell wärmende Sonnenstrahlen. Langsam kreiste die Station und erzeugte so künstliche Schwerkraft für alle Lebewesen auf ihrer Innenseite. Durch Sprint gegen die Drehrichtung und Absprung vom Boden war es möglich, sich vom Untergrund zu lösen und dann in der Schwerelosigkeit zu schweben. Alle Außenbereiche der Station waren von einer sich stetig ergänzenden Hülle aus großblasigem Schaum bedeckt, so dass niemand mehr die hinderlichen Atemgeräte mitschleppen musste.

Hanni und Hund warteten in der Luft bis sich der Kirchturm von „Rotation City“ genau unter ihnen befand. Durch das geöffnete Ornamentfenster plumpsten sie auf die letzte Bank des Kirchenschiffes. „Kerry, der Schläger“, ein Video, lief auf dem Altar-Monitor. Diese Gemeinde liebte Lästercomics. Kerry mochte Spontan-Aktionismus. Wie ein muskelbepackter Sagenheld kniete er im Gang zwischen den Stuhlreihen. Seine Anhänger sperrten breitbeinig die Ausgangs-Türen. Hanni zwinkerte leicht mit den Augen und fragte beruhigend: „Sind alle Organspende-Ausweise in Ordnung?“ Hanniball schleckte Weihwasser und Kerry gluckerte Messwein. Die Glocke läutete plötzlich und der Pfarrer rettete betend: „Vater unser, der Du bist im Himmel, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.“ Die Stratosphärenhündin Stella, war in ihre Mechanikflügel hinein geschlüpft und zerrte an einem Balken, der sich im Geläut des Kirchturms festgeklemmt hatte. Hanniball sprintete gegen die Drehrichtung und drückte die Klamotte zum Recycling. Hanni wollte als verantwortliche Sozial-Arbeiterin den Vorfall in dieser Kirchen-Gemeinde melden, doch das Display ihres Mobiltelefons blinkte nur: Keine Meldung möglich! Alle Meldekanäle waren verstopft. „Gib doch Blinksignale”, rieten ihr Techniker. „Nicht jetzt, bin in Eile. Ich will rasch noch in meine Lieblings-Kneipe.“ Im Great Orient parodierte ein hagerer Hanfbauer die Lebensäußerungen anderer Gäste mit Zügen aus der mitten im Schankraum stehenden Wasserpfeife. Sein ausgemergelter Arm zog Hanni hinter den roten Baldachin. „Wann startest du mit dem Beschleunigungsgeschwader?“ „Morgen, dann drei Jahre auf Hochgeschwindigkeit und danach mit dem schnellen Raum-Kreuzer der Roboter quer durch den Hyperraum. Die Order lautete: Persönliche Verbindungsaufnahme zum galaktischen Außenposten“. Wenig später war es so weit: Hanni enterte mit ihrem Hund das Mega-Raumschiff.

Der Start gelang perfekt. Hanniball und Ideefix, der kleine Bordhund, tobten kläffend durch die Grünanlagen des riesigen Beschleunigungstransporters. „Raumlehre“, nannte der Dozent an Bord des Raumschiffes seine Anstrengungen um Hannis Geisteszustand. „Oh Gott Herr Lehrer, was sind sie lustig“, stöhnte die Sozialarbeiterin. „Also ich wiederhole es: Im vierdimensionalen Hyperraum möchte man Ortsvektor sein, vier Komponenten, kein Raum ohne Zeit. Der Mensch als zweidimensionales Wesen der Erdoberfläche nutzt nunmehr das Weltall ohne Störgravitation. Hanni, du wirst mit deinem Hund Hanniball als Vertreter einer biologischen Spezies den Hochgeschwindigkeitsraum überwinden und nach Inspektion der dortigen Experimental-Stationen wieder zurückkehren.“ „Eh, geil, lieber Dozent, kriegst einen Kuss!“

Das Treffen mit dem Raumkreuzer der Roboter bei einem Zehntel der Lichtgeschwindigkeit war schwierig und nur per medialer Führung möglich. Im medialen Navigations-Raum schwebte eine virtuelle Vision der Galaxis. Die esoterische Stimmung förderte die Richtungsbestimmung zu der Mega-Rakete, die mit Maschinenteilen, Nahrungsmitteln und zwei Passagieren sodann bis an die Besiedelungsgrenze der Menschen eilen sollte. „Über Raum und Zeit durch die Ewigkeit“, sangen die Astronauten und Astronautinnen. Das trampelnde „Go – Go - Go!“ der Fallschirmjäger riss alle mit. Die Chefnavigatorin, eine blonde, schlanke junge Frau, strich als Ruhe-Geste mit ihrem Arm über die Besatzung. Da war er! Der Roboter-Kreuzer ankerte versteckt in einem Gravitationskanal.

Frau und Hund wechselten zum Hyperkreuzer. Die Roboter dort hatten irgendein uraltes Programm geladen und verkleideten sich mit Mütze und Schal. Nur Hanniball setzte sich ein bordeauxrotes Barett auf. Alle pressten sich in die tiefen Sessel und die Robbies klinkten sich als Module in die Aggregate. Beschleunigungs-Schübe verzehnfachten das Eigengewicht. „Wessen-Wesen aus 10 Uhr, 0 Grad!“, alarmierte das Beobachtungs-Modul die biologischen Existenzen akustisch. Schillernde, feinstoffliche Wolken schoben sich von links heran. Der Gefechtsrudergänger nahm zu den Schubverstellungen Fühlung auf und versuchte mit rasanten Kampfsprüngen den Angriffen zu entgehen. Gefechtsdebatte Wessen-Wesen!: „Unsere Gegner leben nur im Hochgeschwindigkeitsraum. Als Hauptwaffe bilden sie Netze durch mikromechanische, räumliche Wolken, welche entlang von intelligent kontrollierten Feldlinien operieren. Diese Wesen reagieren wahrnehmbar auf Verkleidungen und versuchen die Identität ihrer Gegner anhand von dessen Wesensart zu bestimmen. Noch Fragen?“, der Instruktions-Roboter beendete sein „Briefing“. Hanniball schlüpfte in ein Kampfhundhalsband und schob sich ein Apfelscheibchen hinter die Kiemen: Die mikromechanische Spezies formte nur noch Wolken, die „Hände-Hoch“ signalisierten.

Freie Passage und Ankunft auf den Kunstplaneten und Experimentalplattformen. Riesige Informationsvolumina füllten diese Weltraum-Region. Gigantische Rohranlagen spülten Mengen von Urschlammhäkchen in die datengenerierenden Verwirbelungen. Klumpen mit immer höheren Bit-Mannigfaltigkeiten entstanden und Virulenz spielte wie bei Permutationen bis zur intelligenten Ganzheit. Der Personal-Ingenieur erläuterte: „Kann Gold machen, will aber nicht.“ Die im Weltraum freischwebende Anlage saugte Feinmaterie per Energie und produzierte Granitblöcke. Ein sonnengleicher Feuerball gab längliche Felsbrocken frei, die sich zu einem Schriftzug formierten: HANNI UND HANNIBALL. Eh! Hanni kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: Auch auf der anderen Seite des „Himmels“ leuchteten künstlich erzeugte Kernfusionen am Himmel. Aus riesigen Rohrleitungen strömten Granulatmischungen und Metalle in die strahlenden Kunstsonnen. Wenn es zu heiß wurde, zogen Raumschlepper die Plattformen auf Sicherheits-Distanz. Manchmal vertrugen diese "Sternchen" ihre Mischung nicht und reagierten mit spürbaren Schockwellen. Hanniball knurrte und bellte ohne Ende. Die Lebensbedingungen für Frau und Hund waren schlechter als auf "Rotation 5", ihrer vorigen künstlichen Heimstatt im All. Da es keine Schwere erzeugende Zentrifugalkraft gab, konnten sich beide nur hangelnd und mit Körperzuckungen fortbewegen. Hanniball vermisste sein Spielfeld. Hanni sehnte sich nach ihren Gymnastik-Freundinnen aus der Frauenriege. Die Plattformen leuchteten zwar bunt lackiert, doch die eher provisorischen Unterkünfte wirkten mal schwitzig heiß, dann wieder bitter kalt. So machten sich Frust und Langeweile bei den Neubürgern breit. Irgend ein Ingenieur lud ein, an einer Versuchsreihe teilzunehmen. Sie glaubten es kaum, in dessen Laboratorien wurde Unsichtbarkeits-Kleidung entwickelt: Display-Folien, die passgenau für Mensch und Tier geschneidert werden konnten. Kleine Kameras bildeten aus jeder Blickrichtung den Hintergrund von Hanni und Hanniball auf den Vorderflächen der Folie ab. Nach vielen Anproben und Software-Änderungen klappte es: Beide waren plötzlich unsichtbar. Hanniball machte sich einen Spaß daraus, mitten im Gang auf einen Arbeiter zu lauern. Ein Grinsen ging dann durch die Abteilung, wenn der über den unsichtbaren Köter stolperte. Als beide so auf Berührungsnähe zusammen saßen, stieß Hanni ihren Hund an: "Hey, da ist wieder der Roboterkreuzer vor Anker gegangen. Die haben ihre Eingangsschleuse auf Lichtschranken-Automatik gestellt. Hanniball, wir hauen ab!"

Mit zuckenden Bewegungen durchquerten beide die Entfernung bis zum Hochgeschwindigkeits-Raumschiff. Hanni schaltete kurz auf Sichtbarkeit und die Türen öffneten sich nacheinander. Es war der Raumkreuzer, mit dem sie auf der Hinfahrt zu den Plattformen gereist waren. Nach einigen Stunden setzte die Mannschaft das Schiff in Gang. Beschleunigung ohne Ende. Die Feststoffraketen des Raum-Sprinters gaben Geschwindigkeit und erhellten das Innere. Hanni kroch im Laderaum umher und fand die standardisierte Tubennahrung und einen Wasserkanister. Zum Glück erinnerten sich die Roboter noch an die beiden Passagiere vom Hinflug. Schön wie ein Juwel lag dann die Erde unter ihnen. Irgendwo in Elbnähe sprangen sie mit Fallschirmen ab. Die Gegend war waldreich aber plötzlich entdeckten sie eine kleine Parkanlage, die um ein Mahnmal herum angelegt war: "Hier soll an den Widerstand antifaschistischer Frauen gedacht werden" Hanni blieb gerührt stehen und hob ihre Faust zu irgendeinem kämpferischen Gruß. Hinter ihnen bellte es energisch und der Förster lud sie ins Forsthaus ein. Mit dem Hund des Försters, einem Jagdterrier namens Wotan, vertrug sich Hanniball überraschend gut. Der Hof war groß genug, so dass Hanniball ihn als Fußballfeld akzeptierte.

Plötzlich standen sie vor der Tür: Männer vom „MfAPR“. Das „Ministerium für die Ausschöpfung personeller Ressourcen“ hatte in dem kleinen Ort an der Elbe nach Leuten gesucht, die beruflich unausgelastet waren. Nach und nach wurden auch größere Haustiere überprüft. Die Insassen des dunkel verspiegelten Kleinbusses mit der Videokamera am hoch ausfahrbaren Mast trauten ihren Augen kaum: Hinter dem Holzzaun im Hof tobte Hanniball mit dem Terrier des Hauseigentümers herum. Hanni hing im Sofa und guckte Talkshows. Kurz und schlecht, Berufsberatung unter Berücksichtigung vorhandener Qualifikationen war angesagt. „Wir brauchen auch Sie“, motivierte die elegante Arbeitsbeamtin Hanni, während Hanniball hypnotisiert auf eine Fliege starrte, die auf dem Nylonstrumpf der Beraterin gelandet war. „Was kann es denn bitteschön für uns sein? Wieder Sozialarbeit am Rande der Milchstrasse?" Nach Eingabe aller Kriterien in die Formulare des Rechners stand das Ergebnis fest: „Ideal wäre es, wenn Hanniball seine Ausbildung als Stratosphären-Hund durch ein Training als Such- und Rettungshund abrunden würde, so dass sie eventuell in der interstellaren Rettungshundertschaft von Hansdorf die vakante Stelle als deren stellvertretende Leiterin antreten könnten.“ Arbeit mit den Hunden, neue vielleicht interessante Leute: „Liebe Kameraden und Kameradinnen!“ Ade geliebtes Sofa. Das Übungs-Revier sah aus, als wäre hier eine Population großer Maulwürfe gelandet: Löcher, Unterwühlungen, verborgene Tunnel. Das Training der Hundertschaft war gut organisiert. Stationen, die in einem kilometerweiten Kreis aufgebaut waren, auf denen die Hunde nach Ausbildungsvorschrift trainiert wurden: Anlegen der Weltraum-Anzüge, obendrauf die Kamera mit Scheinwerfer. Dann sah Hanni auf ihrem Handy-Monitor, was auch Hanniball im Gelände beobachten konnte: Den Hundertschafts-Leiter im Eilmarsch. „Hanni, Hanni, wir haben Alarm! Groß-Alarm!" „Dann komm’ mal in die Hufe!“, frozzelte unsere Protagonistin cool. Es kam so, wie keiner es erwartet hatte.

Auf dem Mond hatte eine Katastrophe stattgefunden, d.h. irgendein riesiges Flugobjekt war eingeschlagen und viele menschliche Ansiedlungen waren beschädigt worden. Sie bekamen Einsatzbefehl und sollten zum Erdtrabanten. Dem Hundertschaftsführer war grade der Blinddarm entnommen worden und er entschuldigte sich bei Hanni, leider könne er den Einsatz nicht leiten. Alle blickten auf Hanni. „Nun gut, liebe Kameraden und Kameradinnen, packt Eure Klamotten. Wir werden abgeholt und fliegen zum Mond! Fragen? Keine!" Das Shuttle war brechend voll. Die Hunde saßen in den verhassten Boxen und beobachteten wie das andere Gepäck verladen wurde. Sogar ein Fluggerät für den Einsatzleiter war dabei. Start und Flug kein Problem. Doch es sah auf dem Mond ziemlich übel aus. Glücklicherweise funktionierte die Notversorgung für Sauerstoff, denn überall erblickte man durchsichtige Berge glänzenden Schaums, dessen riesige Blasen Atemluft enthielten. Der Flughafen war unzerstört geblieben. Die Rettungsstaffel zog in ihren silbrigen Anzügen langsam in das Katastrophen-Gebiet. Hanni entschied sich für eine sehr weiträumige Aufstellung der Hundeteams. Die jeweils nächsten Teams waren kaum mehr in Sichtweite. Die Hunde durchsuchten mit weiten Sprüngen ihr Gebiet, während die Führer auf den Monitoren alles mit ansehen konnten. Immer wenn Hanniball in einen Bereich mit Sauerstoff-Schaum eindrang, schaltete er auf Außenluft und ließ ein Bellen ertönen. Vor einem Jahr während des Fluges mit dem Beschleunigungs-Transporter war er bester Freund der dortigen Navigatorin geworden, die intuitiv per Meditation Richtungen zu den Zielen erfasste. „Lausch in dein Inneres, Hanniball!“, waren ihre wichtigsten Ratschläge und das klappte. Auch jetzt kam ein Gedanke, der nur sehr selten in sein Bewusstsein floss: „Hanniball, du musst aufpassen. Ihr seid in Gefahr. Du darfst jetzt nicht gehorchen. Renn’, was du kannst zur Gefahr, besieg sie“, tönte es in die Gedanken des Hundes hinein. Hanniball blieb stehen und sah sich um. Alles in ihm strebte zu einem Kraterrand, der sich zackig vom Horizont abhob. Dann raste er in riesigen 7-Meter-Sprüngen los und Hanni hatte nur noch das Nachsehen. „Er bricht aus, Hanniball dreht durch oder was?“ Vom Kraterrand aus tastete sich Hanniballs Scheinwerferlicht langsam durch die zerklüftete Basaltlandschaft. Alle konnten über Funk Hannis Überraschung miterleben: DER GESAMTE KILOMETERWEITE GRUND WAR VON ZUSAMMENHANGENDEM SICH PERMANENT ÄNDERNDEM LEBEN ERFÜLLT. Nur Hanni kannte diese Spezies: WESSEN WESEN. Diese sich aus Subminiatur-Teilchen ständig neu und verändert zusammensetzenden Wesen hatten vermutlich mit ihrem Raumschiff einen Crash gebaut und waren wohl im Begriff, sich neu zu organisieren. Theoretisch wusste sie noch, dass solche Monster auf Rohstoffe der Menschen angewiesen waren. Jederzeit konnte eine Attacke dieser Spezies kommen. Hanniball hatte die Führung schon längst übernommen, während Hanni noch denkend zögerte. Mit vollem Tempo raste er den Abhang hinunter und biss jegliche neue Ausformung und Ausstülpung wieder kaputt. Hanni gab Grossalarm und beorderte die gesamte Staffel zum Angriff. Es war Arbeit ohne Ende: Zupacken, zerreißen. Mit Hilfe von Mondbewohnern gelang es nach und nach, alle mikromechanischen Ansammlungen voneinander zu separieren und in irgendwelche Behältnisse abzufüllen. Die Hanni-Staffel war mit ihrem Einsatz fertig und landete wenige Tage später wieder auf der Erde.

Hier könnte nun der Chronist auch aufhören, wenn – wenn es damals nicht das MfAPR gegeben hätte, das von Hannis hoher Qualifikation im Einsatz gehört hatte und nicht versäumen wollte, diese in einem Anschlussauftrag wieder zu nutzen. Es war Forschern für außerirdisches Leben gelungen, mit den Wessen-Wesen ins Gespräch zu kommen. So durften diese einige menschähnliche Figuren bilden, mit denen dann fast normale Gespräche möglich waren. Ein Menschheitstraum konnte wahr werden. Irgendjemand sollte mit den fremden Wesen zu deren „Heimat“ mitfliegen und dann berichten: Die Sensations-Reportage des Jahrtausends! Kein Mensch wagte es. Dann holte man Hanni mit ihrem Hund. Die Wessen-Wesen formten schnell einen Kampfhund-Genossen für Hanniball und als der seinen ersten Kopfball gegen den außerirdischen Keeper verwandeln konnte, war so etwas wie Freundschaft geschlossen. Aus dem Ball wurde dann schnell ein Aktenköfferchen für Hanni, in das sie die weiteren Unterlagen für das Unternehmen FERNE WELT hineinpacken konnte. Drei Monate dauerten ihre Vorbereitungen. Das Ziel der Reise war klar, es sollte zur Heimat der Wessen-Wesen gehen. Deren Angaben entsprachen den Erkenntnissen irdischer Astronomen: Ein Schwarzes Loch, das genau zwischen einem Dreigestirn lag, und mit ungeheuerlicher Energie jeden Materiebrocken und Lichtquant in sich hineinsog. Das ganze zehn Lichtjahre entfernt und nur durch einen Raumsprung mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit sowie extremer Beschleunigung und Abbremsung erreichbar. Kurz gesagt, biologische Lebewesen konnten diese Belastungen nicht aushalten. „Alles klar wieder, sonst noch was, ich soll meinen Geist, meine Seele, mein Gefühl in einen Roboter einchecken lassen?“, knurrte Hanni ärgerlich, als ein Team der Raumfahrtbehörde ihr das Vorhaben eröffnete. „So wie sie es formulieren, stellt es nur die halbe Wahrheit dar. Sie und Hanniball werden gleichzeitig in ihrem alten biologischen Körper hier auf der Erde verbleiben können und quasi mit der anderen Hälfte ihrer Seele Roboter bewohnen, mit denen sie zur Heimat der WESSEN-WESEN fliegen." Es war praktisch so, als würde die linke Hand der rechten „Guten Tag" sagen. Langsam erweiterte sich ihre biologische Lebenswelt um die maschinelle Automatenkomponente. Bereits nach einem Monat sah man Frau und Hund in bemerkenswerter Weise doppelt. Die ihnen ähnlichen Roboter hatten sich schon an typische Redewendungen und Bewegungen ihrer biologischen Vorbilder angepasst. In der örtlichen Irrenanstalt griente ein schizophrener Patient seine Hanni an: „Na, jetzt weißt du wie mir zumute ist.“ Dann winkten Frau und Hund ihren Roboter-Zwillingen zu, als die zusammen mit den sich permanent neu figurierenden Wessen-Wesen an Bord des riesigen Raumschiffes kletterten. Die telepathische Verbindung zwischen Hanni und ihrer Kollegin an Bord riss auch nach dem Start nicht ab. Der Raumsprung war erfolgreich und sie waren im Sogbereich des Schwarzen Loches. Vor Hanni II tat sich die Heimat-Welt der Wessen-Wesen auf: Ein Meer aus formändernden Raumschiffen im Sog der Gravitations-Strömung. Durchstoßen der Lichtgeschwindigkeit als pfeilschlanke Raumkreuzer, dann immer schneller und schneller werdend bis das Zentrum passiert war und die Gravitation nunmehr die Bewegung bis zum Stillstand der Raumschiffe änderte. Dann wieder Beschleunigung. Wohl seit Jahrzehnten ein stetiges Pendeln der im Gravitations-Strom. Monatelang quatschte die biologische Hanni ihre in konzentrierter Meditation empfangenen Eindrücke in die Mikros, während Hanniball sich immer wieder so benahm, als wäre er als Hund in einem außerirdischen Raumschiff. Plötzlich hauten beide ab und neu gewonnene Freunde versteckten Hanni und Hanniball in einer Waldhütte vor den Experten-Teams und neugierigen Reportern. Selbst als ihre Roboter-Zwillinge nach Jahren zurückkehrten und alle Fotos von der pulsierenden Lebenswelt der Wessen-Wesen mitbrachten, interessierte es Frau und Hund nur sehr peripher.

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