Ganzheitskosmetik

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Bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts beschränkte sich die beruflich ausgeübte angewandte Ganzheitskosmetik auf drei von einander getrennte Arbeitsgebiete, die teils unabhängig voneinander, teils arbeitstechnisch kombiniert als handwerksähnliche Dienstleistung angeboten wurden. Die Gesichtspflege setzte sich zusammen aus überwiegend manuell ausgeführten Techniken, die einerseits aus Fertigkeiten des Friseurs oder des Masseurs entwickelt worden waren, andererseits aus dem Ausland übernommen wurden. Der Arbeitsbereich beschränkte sich auf die Haut des Gesichts des Halses und des Brustansatzes (Decolleté). Einfache Geräte („Gesichtssauna“), z.T. verknüpft mit kuriosen Indikationen („Gesichtsbügeleisen“) oder bedenklichen Wirkungen („UV-Strahler“) wurden ebenso unkritisch eingesetzt wie von Firmen entwickelte Präparate (z.B. „Hormoncremes“). Während die Gesichtspflege bis zum Schlüsselbein-Brustbein-Areal reichte, wurde nach damaligem Verständnis die Handpflege einschließlich der Massage der Unterarme durch die Ellenbogen begrenzt. Die Arbeitstechniken der Handpflege veränderten sich wenig, abgesehen von der Herstellung künstlicher Nägel und den modisch wechselnden dekorativen Arbeiten. Anders bei der Fußpflege: Zwar endete auch dieser Arbeitsbereich zunächst ganz ohne Berücksichtigung der anatomisch-physiologischen Gegebenheiten am Knie, doch wurden sehr früh und konsequent neue Methoden entwickelt oder vom Ausland übernommen (Schweden, Österreich). Zwar blieb die Fußpflege bis heute ein Teilgebiet der Kosmetik, doch emanzipierte sich die medizinische Fußpflege, und es entstand durch gesetzliche Regelung der Beruf des Podologen.

Dem beziehungslosen Nebeneinander von Kosmetik, Handpflege und Fußpflege entsprach das Durcheinander der Berufsausbildung und –ausübung. Ab Mitte der fünfziger Jahre begannen Mediziner und Sozialwissenschaftler mit der Beschäftigung der Grundlagen für den Beruf Kosmetikerin (Prof. Hopf, Hamburg; Prof. Stüttgen, Berlin; Prof. Freytag, Darmstadt u.a.). Der entscheidende Impuls für eine konzeptionelle Weiterentwicklung der angewandten Kosmetik aber kam von einem Praktiker, dem aus dem Masseurberuf kommenden und als Fachlehrer an einer Kosmetikschule tätigen Herbert Pietrulla (1914-1969), der 1962 auf einem Fachkongress in Venedig den Begriff der Ganzheitskosmetik einführte und begründete.

Aus diesem Begriff ergaben sich Konsequenzen für Diagnose, Arbeitsumfang und Zielvorstellungen. Die auf Gesichtshaut beschränkte Prüfung und Beurteilung war auf Rumpf und Extremitäten auszuweiten und durch Anamnese zu ergänzen; letztere schließt alle Parameter (physische, psychische, soziale) ein, die sich auf Haltung, Hautbild und Hautfunktionen auswirken. Die manuellen und apparativen Anwendungen beschränken sich nicht mehr auf Teilgebiete sondern werden für den ganzen Menschen systematisch und einander ergänzend ausgeführt. Die Arbeit der Kosmetikerin ist nicht mehr darauf ausgerichtet, einzelne strukturelle Veränderungen der Haut zu bessern und funktionelle Störungen der Haut zu beheben. Sie wird vielmehr danach streben, den Gesamtzustand der Körperdecke (Haut, Muskulatur, Nerven) zu verbessern, bestmöglich und lange zu erhalten und damit auch den körperlich-seelisch-geistigen Gesamtzustand positiv zu beeinflussen.

1 Literatur

  • R.A. Eckstein Biokosmetik – Aus Forschung und Praxis Verlag Majer, Leutershausen 1987
  • Helen Pietrulla Kompendium der Ganzheitskosmetik Fachbuchverlag, Darmstadt 2003
  • Wolfgang Raab Pflegekosmetik Wiss.VerlagsGes. Stuttgart 2004
  • Ellen Meyer-Rogge Dermatologie und Kosmetik – eine Symbiose (DVD) Health and Beaury-Verlag Karlsruhe 2005



2 Init-Quelle

Entnommen aus der:

Erster Autor: WStreit angelegt am 01.05.2010 um 13:46,
Alle Autoren: Obkt, WStreit


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