Ernst Stromer von Reichenbach

Carl Heinrich Ernst Wolfgang Stromer von Reichenbach, geboren am 12. Juni 1871 in Nürnberg, gestorben am 18. Dezember 1952 in Erlangen, war einer der bedeutendsten Dinosaurier-Forscher der Welt. Ihm gebührt die Ehre, die ersten Dinosaurier Ägyptens erforscht und publiziert zu haben. Er gehörte einer bayerischen Adelsfamilie an, deren Vorfahren im Mittelalter zu den wichtigsten Patrizierfamilien der Freien Reichsstadt Nürnberg zählten. Ab 1754 besaß die Familie Stromer das Schloss Grünsberg bei Altdorf unweit von Nürnberg in Mittelfranken.

Ernst Stromer von Reichenbach hat sich um die Erforschung ausgestorbener Wirbeltiere verdient gemacht. Er wirkte in Leiden/Holland (1897 Konservator an der Geologisch-Mineralogischen Abteilung des Rijksmuseums) und in München (1901 Habilitation, 1908 außerordentlicher Professor an der Universität, 1928 Hauptkonservator und Abteilungsleiter sowie 1930 Abteilungsdirektor an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, 1921 Honorarprofessor an der Universität).

Im Winter 190171902 führte Ernst Stromer von Reichenbach seine erste Ägypten-Expedition durch. Weitere Ägypten-Expeditionen unternahm er in den Wintern 1903/1904 und 1910/1911. Im Januar 1911 stieß Ernst Stromer, wie er sich selbst bescheiden nannte, auf eine Fundstelle, an der die ersten Dinosaurier Ägyptens geborgen wurden. Es handelte sich um Fossilien aus der Kreidezeit vor etwa 95 Millionen Jahren.

Zwischen 1911 und 1914 entdeckte das Grabungsteam von Ernst Stromer in der Bahariyya-Oase in der ägyptischen Sahara fossile Reste von drei Raub-Dinosauriern: Bahariasaurus, Carcharodontosaurus und Spinosaurus. 1912 kamen Knochenreste des pflanzenfressenden Elefantenfuß-Dinosauriers (Sauropode) Aegyptosaurus dazu. Stromer beschrieb 1915 erstmals wissenschaftlich Spinosaurus (Dornen-Echse), 1931 Carcharodontosaurus (Haizahn-Echse), 1932 Aegyptosaurus (Ägyptische Echse) und 1934 Bahariasaurus (Echse aus Baharije)

Die wissenschaftlich wertvollen Originalfunde der von Ernst Stromer beschriebenen ersten Dinosaurier aus Ägypten wurden in der Nacht vom 24. zum 25. April 1944 bei einem britischen Luftangriff auf München zerstört. Im Zweiten Weltkrieg verlor Ernst Stromer zwei seiner drei Söhne und fünf Mal durch Bomben seine Wohnung in München. Von 1944 bis zu seinem Tod lebte er auf Schloss Grünsberg. 1952 starb er im Alter von 81 Jahren in Erlangen. Sein Grab befindet sich auf dem berühmten Nürnberger Johannisfriedhof.

Literatur: Ernst Probst: Der rätselhafte Spinosaurus. Leben und Werk des Forschers Ernst Stromer von Reichenbach, GRIN-Verlag, München 2015