Ein Rest Gottvertrauen... (Descartes)

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In dem Werk „Wie viel Wahrheit braucht der Mensch“ von Rüdiger Safranski finden sich die folgenden großartigen Worte:

"Descartes ist von Vertrauen in die wissenschaftliche Erkenntnis erfüllt. Er zeigt, wie wir zu verlässlichen Erkenntnissen über die "res extensia" - die äußere, körperliche Welt - kommen können. Und doch führt er ein monströses Zweifelsexperiment durch, das ihn zu einer letzten, absoluten Gewissheit führen soll. In seinem Zweifelsexperiment demonstriert er, wie sich das Denken aus der Welt herausreflektieren kann bis zu einem Punkt, wo die ganze körperlich ausgedehnte Welt, die "res extensia", zweifelhaft wird, und nur noch die denkende Substanz, die "res cogitans" übrigbleibt. Alle Gewissheit schwindet, übrig bleibt nur die Gewissheit des Denkaktes selbst. Das ist gemeint mit dem berühmten Satz: Cogito ergo sum. Diese Gewissheit aber ist identisch mit größter Einsamkeit und Weltlosigkeit. In seinem Experiment hat Descartes Welt und Mensch auf eine so radikale Weise voneinander getrennt, dass das weltlos gewordene Ich von sich aus gar nicht mehr vertrauensvoll zur Welt zurückkehren kann. Descartes selbst sagt am Ende seiner "Meditationes", dass seine Zweifel übertrieben und lächerlich sind. Er betont ihren methodischen und bestreitet ihren existentiellen Aspekt. Und doch gibt es diesen existentiellen Aspekt. Denn die methodische Absonderung des Ichs von der Welt wird durchgeführt, um deutlich zu machen, dass wir, wenn wir unserem Denken vertrauen, insgeheim auf Gott bauen. Was Descartes demonstrieren will: die denkende Vernunft braucht Gottvertrauen. Verlässt sie sich nur auf sich selbst, ist sie von allen guten Geistern verlassen. Folgt die Vernunft nur ihrer eigenen Konsequenz, gerät sie in ein Delirium des Wahnsinns. Doch wo Gefahr ist, wächst auch das Rettende. Denn es ist ja die Vernunft selbst, die erkennt, dass sie Gottvertrauen braucht, um Weltvertrauen behalten zu können." (S. 113-114)

Diese großartigen Sätze haben mich dazu inspiriert, den Gedanken wie folgt weiterzuspinnen:

Vertrauen in die Welt setzt Vertrauen in die eigene Vernunft voraus. Vertrauen in die eigene Vernunft aber setzt Gottvertrauen voraus.
Vertrauen in sich selbst, in die Welt und in Gott bedingen sich gegenseitig.

Und bereits früher hatte ich gesagt:

Habt Vertrauen, in Euch selbst, in die Welt und in Gott.
Lebe immer im Einklang mit Dir selbst, mit der Welt und mit Gott.
Wenn es im Leben nichts mehr zu tun gibt, wenn alles getan ist, hat man seinen Frieden mit sich selbst, mit der Welt und mit Gott gemacht.

Karl Jaspers konstatiert in seiner Philosophie eine Subjekt-Objekt-Spaltung des Menschen. Er will aber die "alte deutsche" Subjekt-Objekt-Spaltung überwinden. In seiner „Einführung in die Philosophie“ sagt er ausdrücklich, dass es ihm um ein Eintauchen in das Umgreifende geht, dass mit dem Aufschwingen zur "mystischen Erfahrung" die Subjekt-Objekt-Spaltung überwinden soll. Und diese Überwindung der Subjekt-Objekt-Spaltung geschieht durch ein Einswerden mit sich selbst, mit der Welt und mit Gott. Das ist jedenfalls "mein" Standpunkt.

Das Einswerden mit sich selbst, mit der Welt und mit Gott ist „die“ mystische Erfahrung des Menschen schlechthin. Sie wurde die Unio mystica genannt

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