Börsebius Zentral
Der Erste Private Investmentclub Börsebius Zentral (GbR) ist einer von ca. 6.400 privaten Investmentclubs in Deutschland (1), von denen allerdings nur wenige wie etwa der Itzehoer Aktien Club GbR (IAC), der sich selbst als „Deutschlands Aktien-Club Nr.1“ (2) bezeichnet, überregional vertreten sind. Während der IAC 6.000 Mitglieder mit einem Depotvolumen 51,6 Mio. € (31.12.2010) betreut, hat Börsebius Zentral zwar nur 1.600 Gesellschafter, jedoch ein Vermögen von 167,5 Mio. € (31.12.2010) (3). Der hohe durchschnittliche Anlagebetrag von über 100.000 € resultiert aus der vorwiegend angesprochenen Klientel der deutschen Mediziner sowie aus dem Mindestanlagebetrag von 25.000 EUR und einer monatlichen Mindesteinzahlung von 150 Euro. (4)
Inhaltsverzeichnis
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1 Geschichte
Der Investmentclub Börsebius Zentral wurde am 4.1.2008 gegründet. (5) Er hatte allerdings eine Reihe von regionalen Vorgängern, deren Gesellschafter im Laufe des Jahres 2008 ihre anteiligen Wertpapiere und liquiden Mittel auf den neuen nationalen Club übertragen haben, dessen Vermögen am Jahresende 2008 daher bereits 171 Mio. EUR betrug. (6)
Initiiert wurde das organisierte gemeinsame Investmentsparen durch den Dipl.-Ökonomen Reinhold Rombach, der seit Anfang 1988 im Deutschen Ärzteblatt (DÄ), der mit über 400.000 Exemplaren auflagenstärksten Medizinzeitschrift in Deutschland (7), unter dem Pseudonym Börsebius wöchentliche Kolumnen zum Börsengeschehen mit konkreten Anlageempfehlungen veröffentlicht. Dabei setzt er sich kritisch mit der durchschnittlichen Performance und den Verwaltungskosten von Investmentfonds auseinander. (8)
Mitte 2010 übernahm die Promont AM AG vom Geschäftsführer des Investmentclubs Reinhold Rombach neben der Portfolioverwaltung für Börsebius Zentral auch das Management der drei Fonds, in die Teile des Clubvermögens investiert sind. (9)
2 Anlagegrundsätze
Vergleichbar mit anderen Investmentclubs definiert Börsebius Zentral als „Zweck der Gesellschaf“ sowohl „das langfristige gemeinsame Wertpapiersparen“ als auch „die Verbesserung des Börsenwissens durch regelmäßige Unterrichtung und Weiterbildung der Gesellschafter.“ (10)
Das eigene Anlageziel wird in einem „langfristigen Wertzuwachs“ konkretisiert , wobei als ein wichtiges Mittel „ intensive Verhandlungen mit den Depotbanken“ genannt werden, um niedrige Transaktionskosten, niedrige Fixkosten sowie hohe Festgeld- und Tagesgeldkonditionen zu erreichen. (11)
Das Anlageuniversum soll „schwerpunktmäßig Aktien, Anleihen, Tages- und Festgeld und Investmentfonds“ sowie daneben in geringerem Umfang noch Inhaberschuldverschreibungen und Anteile an Kapitalgesellschaften umfassen, die nicht börsennotiert sind. (12)
Im Gesellschaftsvertrag werden feste Einschränkungen auf einzelne Assets festgelegt, da der Club eine „ausgesprochen konservative Anlagestrategie“ verfolgt. (13) So muss mindestens die Hälfte des Gesellschaftsvermögens in Rentenwerten oder in Rentenfonds angelegt sein, während auf Aktien oder Aktienfonds nur höchstens 40% des Gesellschaftsvermögens entfallen darf. Außerdem dürfen 10 % des Gesellschaftsvermögens in Freiverkehrsaktien, höchstens 10 % des Gesellschaftsvermögens in nicht börsennotierten Kapitalgesellschaften (Private Equity) und bis zu 20 % des Gesellschaftsvermögens in nicht börsennotierten Bankschuldverschreibungen angelegt werden. (14)
Bei der Auswahl der Einzelwerte will Börsebius Zentral fundamentalanalytische Vorgehensweisen bevorzugen, wodurch „Börsenwerte mit einer vergleichsweise niedrigen Bewertung trotz günstiger Kennzahlen (KGV, Cashflow, Buchwert, Innerer Wert)“ herausgefiltert werden sollen. (15)
3 Depotstruktur
Börsebius-Struktur (Stand: 31.12.2010) (16)
Assetklasse Anteil Ende 2010 in % Änderung gegenüber Ende 2008 in Prozentpunkten Cash 2,2 -4,3 Fonds 29,5 -13,1 „Festverzinsliche“ 45,2 +30,8 ABAG/ Aktien 23,1 -13,4
Neben einem Kassenbestand und Fondsanteilen (RR Analysis TopSelect Universal und Promont – Europa 130/30 (Aktien), RR Analysis BÖRSEBIUS MX Universal (Aktien und Renten) sowie RR Analysis BÖRSEBIUS Rent Universal (Renten)) (2) hält der Investmentclub direkt noch „Festverzinsliche“ und weitere Aktien.
Zu den als „Festverzinsliche Wertpapiere, Anleihen, sonst. Forderungen“ bezeichneten Assets zählten Ende 2009 (17) neben zwei Schuldverschreibungen (Aegon, Commerzbank) Wandelanleihen und vor allem Wertpapierleihen von Aktien an die eigene Tochter ABAG. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Aktien und Wandelanleihen der börsenotierten Gesellschaften Alno (zu 10,66 % beteiligt), Brain Force (16,97% ), DEWB (29,6 % ), Lenswista (50,61 %), Pixelpark (29,17% ) und Triplan (28,00 % ). (18)
Die ausgewiesene Aktienposition konzentriert sich auf die ABAG Aktienmarkt Beteiligungs AG, von der mit 97,5 Prozent eine deutliche Mehrheit gehalten wird. (19) Diese AG selbst ist durch die Einbringung der litauischen Immobiliengesellschaft AB Baltic Research als Sacheinlage in einen börsennotierten Mantel im Oktober 2008 in der heutigen Form entstanden. (20) Anschließende Barkapitalerhöhungen schufen die Voraussetzungen für weitere Akquisitionen. (21) Hierzu zählt die RR Analysis TopSelect AG, die Muttergesellschaft von vier jeweils zu 90% gehaltenen Mantelgesellschaften (3A Real Estate AG, Bioenergy Capital AG, European Space Innovation AG und TIB Terrain Immobilien & Beteiligungs AG) ist. Diese Holding von praktisch umsatzlosen Beteiligungen, die für 2009 ein Eigenkapital von 1,2 Mio. EURO und einen kleinen Verlust ausweist (22), wird bei wenig liquidem Handel an der Börse mit ca. 38 Mio. EURO bewertet. (23)
Außer den sieben börsennotierten Gesellschaften, zu denen neben der RR Analysis TopSelect AG noch die sechs via Aktienleihe vom Investmentclub gehaltenen Werte zählen, ist die ABAG noch direkt an fünf nicht börsennotierten Gesellschaften beteiligt. Es sind dies die AB Baltic Research in Litauen sowie die als Dienstleister für den Investmentclub fungierende Börsebius Zentral Servicegesellschaft mbH, die wiederum Anteile an der Börsebius Zentral Research GmbH (50 %), der Börsebius Zentral Echo GmbH (42,5 %) und der MusiKado GmbH (42 % ) hält. (24)
Drei weitere GmbHs in unterschiedlichen Geschäftsfeldern befinden sind erst im Aufbau, und zwar die AW Accessoires GmbH (Import von und Handel mit Accessoires sowie Aufbau einer Ladenkette), die Ingrida Lunette GmbH (Herstellung, Import und Vertrieb von Brillen etc.) sowie die VITIS Traubenkern GmbH (Erzeugung und Vermarktung von Traubenkernprodukten). (25)
In diesem ABAG-Unternehmenskonglomerat, das 2009 bei einem Eigenkapital von 17,1 Mio. EURO, einem Jahresfehlbetrag von 270.000 EURO (26), geringem Streubesitz und illiquidem Handel an der Börse mit 47,3 Mio. EURO bewertet wird (27), haben Herr Rombach sieben Geschäftsführerpositionen und seine Ehefrau Ingrida acht Vorstands- oder Geschäftsführungspositionen inne. (28)
Aufgrund der hohen Beteiligungen der ABAG wurden auf ihren Vorschlag hin bei der Pixelpark AG ein Aufsichtsratsmitglied (29) und bei der DEWB der Aufsichtsratsvorsitzende gewählt. (30)
4 Rendite und Risiko
Das von Börsebius Zentral angestrebte Anlageziel soll numerisch eine Verdoppelung des Gesellschaftsvermögens alle sieben Jahre bedeuten, und zwar unter Einschluss der monatlichen Teileinlagen. (31). Daher ist praktisch ein durchschnittlicher Wertzuwachs des vorhandenen Vermögens um jährlich ca. 7 Prozent erforderlich.
Bisher konnte dieses Ziel nicht erreicht werden, denn die Renditen betrugen für die drei Jahre seit der Gründung minus 5,67 Prozent (2008), minus 0,61% (2009) und plus 3,86 % (2010). (32)
Bei der Bewertung des Krisenjahres 2008 muss berücksichtigt werden, dass ein wesentlicher Teil der Einzahlungen im September und vor allem Oktober erfolgte, während der Club bis Ende Juni nur ein Vermögen von ca. 1 Mio. EURO besaß. (33)
Nach der Konsolidierung 2008 konnte Börsebius von den steigenden Börsen 2009 und 2010 kaum profitieren, denn in diesen beiden Jahren erzielte der Club insgesamt eine Rendite von 3,2 Prozent, während der REX Performanceindex für die Rentenwerte um 7,8 Prozent (34), der DAX um 43,7 Prozent (35) und der SDAX sogar um 100,5 Prozent stiegen. (36)
Diese relativ geringe Rendite ist keineswegs auf einen konservativen Anlagestil mit entsprechend geringem Risiko zurückzuführen, da ab Ende 2008 verstärkt sowohl illiquide Aktien (ABAG, RR Analysis TopSelect AG) als auch sehr volatile Werte (Alno, Brain Force, DEWB, I-D Media (inzwischen insolvent (37)) Lenswista, Pixelpark und Triplan erworben wurden.
5 Kritische Diskussion des Investmentclubs Börsebius Zentral
Mitte Juni 2010 wurde in einem Artikel über „Börsebius, die Ärzte und ein Stück Litauen“ in der Anlegerzeitung „Euro am Sonntag“ (38) vor allem die Beteiligung am litauischen Immobilenmarkt über die jetzige ABAG-Tochter AB Baltic Research als wenig vorteilhaft für die Börsebius-Gesellschafter beurteilt.
Auch wenn in einer anschließend veröffentlichten „Berichtigung“ (39) die Funktion von Herrn Rombach während der Sachkapitalerhöhung der ABAG als Börsebius-Treuhänder präzisiert wurde, blieben einige Fragen zu dem komplexen Portfolio von Börsebius Zentral offen.
Weitere Kritik (40) richtet sich dabei auf einige Besonderheiten der Investmentpolitik von Börsebius Zentral, der sich nicht wie die anderen überregionalen Investmentclubs auf die Betreuung eines Gemeinschaftsdepots oder von Fonds mit bekannten und liquiden Werten konzentriert. So wird die Werthaltigkeit der ABAG und ihrer Tochter RR Analysis TopSelect AG, die einige Mantelwerte besitzt, problematisiert, da diese Aktien nur einen sehr geringen Streubesitz aufweisen und nur ein sporadischer Börsenhandel erfolgt.
Zusätzliche Diskussionspunkte sind die Auswahl der größeren Beteiligungen an einigen börsennotierten Aktiengesellschaften, die teilweise mit erheblichen Finanzierungsproblemen zu kämpfen haben, die vorhandene Managementkapazität für den Aufbau junger nicht börsennotierter Gesellschaften sowie versteckte Kosten, die den erklärten Anlageprinzipien des Investmentclubs zu widersprechen scheinen.
6 Einzelnachweise
1) Gemeinsam auf Renditejagd, in: Handelsblatt vom 2.11.2010
2) Über den Itzehoer Aktien Club (www.iac.de)
3) Bericht über die Mittelverwendung für den Zeitraum 01.10.2010 –31.12.2010, S. 4f.
4) Verkaufsprospekt. Wichtige Informationen zum Ersten Privaten Investmentclub Börsebius Zentral vom 4.1.2008, S.
5) Ebenda, S. 31
6) Bericht über die Mittelverwendung für den Zeitraum 1.1.2008 –31.12.2008, S. 6
7) Mediadaten des deutschen Ärzteblatts vom 1.1.2011
8) Börsebius hat Jubiläum, in: DÄ vom 13.2. 1998 und Börsebius zum Investmentclub Börsebius. Reiche Ernte eingefahren, in: DÄ vom 12.12.2003
9) Promont AM AG übernimmt Portfolioverwaltung für den größten deutschen Investmentclub Börsebius Zentral, Pressemitteilung vom 13.07.2010 12:03, publiziert über pressrelations.de
10) Verkaufsprospekt. Wichtige Informationen zum Ersten Privaten Investmentclub Börsebius Zentral vom 4.1.2008, S. 31
11) Ebenda, S. 38
12) Ebenda, S. 39
13) Erster Privaten Investmentclub Börsebius Zentral GbR), Sei gut zu Deinem Geld! Imagebroschüre, S. 3
14) Verkaufsprospekt. Wichtige Informationen zum Ersten Privaten Investmentclub Börsebius Zentral vom 4.1.2008, S. 41
15) Ebenda, S. 44
16) Bericht über die Mittelverwendung für den Zeitraum 01.10.2010 –31.12.2010, S. 5
17) Ester Privater Investmentclub Börsebius Zentral (GbR), Nachtrag Nr.1 vom 12.5.2010 gemäß § 11 Verkaufsprospekt, S. 29f.
18) Angaben nach onvista.de vom 10.3.2011
19) Wem gehört die ABAG? (www.abag-aktienmarktbeteiligungsag.de, abgefragt am 10.3.2011)
20) Jahresabschluss der ABAG Aktienmarkt Beteiligungs AG zum Geschäftsjahr vom 01.01.2008 bis zum 31.12.2008
21) Ebenda
22) Jahresabschluss der RR Analysis TopSelect AG zum Geschäftsjahr vom 01.01.2009 bis zum 31.12.2009
23) www.onvista.de, abgefragt am 10.3.2011
24) Jahresabschluss der Börsebius Zentral Servicegesellschaft mbH zum Geschäftsjahr vom 01.01.2009 bis zum 31.12.2009
25) Nicht börsennotierte Beteiligungen (www.abag-aktienmarktbeteiligungsag.de)
26) Jahresabschluss der ABAG Aktienmarkt Beteiligungs AG zum Geschäftsjahr vom 01.01.2009 bis zum 31.12.2009
27) www.onvista.de, abgefragt am 10.3.2011
28) Bilanzen der Gesellschaften und www.abag-aktienmarktbeteiligungsag.de
29) Aufstand bei Pixelpark, in: Der Tagesspiegel vom 25.7.2008
30) Bericht von GSC Research über die außerordentliche Hauptversammlung 2009 und Geschäftsbericht der DEWB 2009, S. 10
31) Erster Privaten Investmentclub Börsebius Zentral GbR), Sei gut zu Deinem Geld! Imagebroschüre, S. 3
32) Ester Privater Investmentclub Börsebius Zentral (GbR), Nachtrag Nr.1 vom 12.5.2010 gemäß § 11 Verkaufsprospekt, S. 24
33) Bericht über die Mittelverwendung für den Zeitraum 1.1.2008 –31.12.2008, S.7
34) Berechnet nach der Zeitreihe WU046A: REX Performanceindex der Deutschen Bundesbank
35) Berechnet nach der Zeitreihe WU3141: DAX Performanceindex der Deutschen Bundesbank
36) Berechnet nach den historischen Daten von www.yahoo.de.
37) IT-Dienstleister I-D Media beantragt Insolvenz (www.heise.de am 01.05.2009)
38) Schulz, Michael H., Börsebius, die Ärzte und ein Stück Litauen, in: Euro am Sonntag, Ausgabe Nr. 24 vom 12.6. 2010, S. 66f.
39) Berichtigung, in: Euro am Sonntag, Ausgabe Nr. 27 vom 7.7.2010.
40) Thread „Börsebius Beteiligungen“ bei www.wallstreet-online.de
7 Weblinks
8 Init-Quelle
Entnommen aus der:
Erster Autor: 78.55.168.90 angelegt am 13.03.2011 um 19:01,
Alle Autoren: Skeptulant, Lady Whistler, Auto1234, Lutheraner, 78.55.168.90
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