Ansaldo Automobile

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Ansaldo Automobile war und ist einer der größten italienischen Schwerindustrie-Konzerne. Mit Hauptsitz in Genua, wurde 1919 in Turin eine Tochtergesellschaft gegründet, die sich auf modernsten Werksanlagen mit dem Automobilbau befaßte.

Der ausgesprochen kapitalkräftige Konzern baute Schiffe, Flugzeuge, Panzer, Eisenbahnen und die entsprechenden Motoren dazu, aber auch Kanonen, Haubitzen und sonstige Waffen. Noch heute fahren Ansaldo-Bahnen durch die großen italienischen Innenstädte. Die ungeheure Wirtschaftskraft verdankte Ansaldo von altersher der vielfältigen Beteiligungen von Seiten der italienischen Großindustrie und des Adels.


1 Automobilentwicklung und Renn-Geschichte

Das erste Ansaldo Automobil hieß Tipo 4A und besaß einen 1,8 Liter Vierzylinder mit bereits hängenden Ventilen und begeisterte mit phantastischen Fahreigenschaften. Das traf ebenso auf die Nachfolger Tipo 4B und Tipo 4C zu, die ab 1921 bzw. 1922 angeboten wurden. Ab 1922 folgte die Sportversion namens Tipo 4CS, die sogleich von vielen Rennfahrern benutzt wurde, um an den Wettbewerben teilzunehmen. Am 11. Juni 1922 wurde in Florenz die "Coppa della Consuma" ausgetragen, ein 15 km langes Bergrennen, das Cesare Lotti auf einem Ansaldo in der 2-Liter-Klasse klar gewann (Gesamtsieger wurde der Conte Guilio Masetti auf Mercedes). In jenen Jahren beherrschte ohnehin nur die Klasse der "oberen Zehntausend" die Rennkurse, denn es gab nur wenige Werksteams, die talentierten, aber bitterarmen Nachwuchsfahrern eine Chance gaben.

Wie zum Beispiel dem später berühmt gewordenen Tazio Nuvolari, der am Rennen in Garda 1922 im Gesamtklassement gegenüber der etablierten und viel stärkeren Konkurrenz den 2. Platz im Gesamtklassement auf Ansaldo erreichte - eine schiere Sensation. Von da an riß die Serie hervorragender Plätze bei Autorennen auf Ansaldo (und später auf Alfa Romeo) nicht mehr ab - doch Nuvolari feierte seinen ersten Grand Prix Sieg erst 1928.

Ebenfalls 1922 stellte die Marke mit den gekreuzten Kanonen im Logo das Modell 6A mit einem 2-Liter-Sechszylinder vor. Meist wurden von diesem Modell nur Chassis ausgeliefert, die dann von verschiedenen Karosseriefirmen eingekleidet wurden. Doch es gab auch Werks-Karosserien wie den 6-sitzigen Tourenwagen, der 1924 auch als 6AS mit einem stärkeren Motor lieferbar war und normalerweise Drahtspeichenräder mit Zentralverschluß besaß. Diese Autos, die so ziemlich als das Beste galten, was Verarbeitung und Fahrverhalten anbelangte, erreichten 110 km/h, kosteten allerdings umgerechnet etwa 20.000 Mark (soviel wie ein Lancia Lambda) und fielen damit in die Klasse der teuren Luxusautos. Ab 1925 gab es erneut Verbesserungen. Als Modelle Tipo 6BC mit 295 cm Radstand und Tipo 6 BN mit 320cm Radstand entstanden wunderschöne Klassiker, die auf den Concorsi d´eleganza viele Trophäen gewannen.

Auch die Vierzylinder-Wagen wurden in der Zwischenzeit weiterentwickelt. Als Tipo 4D und Tipo 4F besaßen sie mittlerweile verschiedene Radstände. Die letzte Version dieser äußerst robusten Fahrzeuge hörte auf die Bezeichnung Tipo 14. Zusätzlich entstand ein kleinerer Tipo 10 mit 1,5 Liter 4-Zylindermotor, der aber in der Ansaldo-Hierarchie kaum eine Chance hatte und als kleines Auto viel zu teuer war.

Ab 1927 erhielten die großen Sechszylinder ein 4-Gang-Getriebe und einen vergrößerten Motor mit nun 2,2 Litern Hubraum. Spitzenmodell war der Tipo 6 BS, der locker eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h erreichte. Doch ein neuer Sechszylinder war bereits in Arbeit. 1929 erschien der Tipo 18 mit 2,8 Litern Hubraum und 70 PS. Natürlich gab es wiederum hängende Ventile und vielerlei Details, die diese Fahrzeuge in die Spitzengruppe des Autobaus einordneten.

Für die Renn-Klientel konstruierte man bei Ansaldo inzwischen einige wenige 2-Liter Vierzylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen und zwei Vergasern. Am Chassis hatte man nach aufwendigen Tests deutlich Gewicht sparen können, weshalb die Spitzengeschwindigkeit bei knapp 140 km/h lag. Das war für ein solches Auto geradezu atemberaubend. Rennfahrer wie Mario Borzacchini und Marchese Paolo Niccoletti setzten diesen Tipo 15GS recht erfolgreich in Langstreckenrennen ein - denn das war der Trumpf der Ansaldos: Die hervorragende Verarbeitung und die durchdachte Konstruktion machten diese Wagen ungeheuer zuverlässig.

Der Griff nach den Sternen schließlich geschah 1929: Schon lange hatte man bei Ansaldo an einem hochmodernen Reihen-Achtzylinder mit immerhin 90 PS gearbeitet, der natürlich wiederum leicht schräg hängende Ventile besaß und sich durch eine seidenweiche Laufruhe auszeichnete. Da er auch Drehmoment und Leistung entwickeln konnte, galt er unter Italiens High Society bald als Geheimtip. Die Spitzengeschwindigkeit einer voll ausgestatteten Limousine lag bei unglaublichen 140 km/h. Industriemagnaten, Künstler, Adlige und sonstige Prominente entdeckten den Ansaldo Tipo 22, der sich gegenüber den sündhaft teuren und monströsen Isotta-Fraschini-Modellen wunderbar chauffieren ließ und eine viel bessere Straßenlage vorweisen konnte. Ansaldo konnte sich rühmen, eine für damalige Zeiten recht leichte und dabei doch exakte Lenkung entwickelt zu haben. Das 4-Gang-Getriebe war geräuschlos und mit dem Motorgehäuse verblockt.

So wurden auch einige Tipo 22-Chassis für prominente Kunden von Castagna (Milano) und Montescani (Turin) mit hinreißenden Sport-Karosserien versehen. Für einen Aktionär des Ansaldo-Konzerns wurde sogar bei Viotti ein Rennwagen gebaut, der mit einer Stromlinien-Karosserie angeblich 160 km/h erreicht haben soll. Leider kam dieses Fahrzeug nie zum Einsatz und gilt heute als verschollen. Überhaupt haben nicht viele dieser großen Achtzylinder-Ansaldos überlebt. Wie viele insgesamt gebaut wurden, ist nicht bekannt. Viele waren es nicht. Der Ausbruch der Weltwirtschaftskrise machte außerdem dem Höhenflug ein Ende. Im Mai 1931 wurde das Aktienkapital drastisch reduziert und die Ansaldo Automobilfabrik an die italienische Firma OM verkauft, die wiederum 1933 von FIAT geschluckt wurde. Erstaunlich, dass die Produktion der Sechs- und Achtzylinder-Chassis bis 1937 (!) weiterlief. In äußerst geringen Stückzahlen verkaufte man die ab 1934 Tipo 33 (Sechszylinder) und Tipo 42 (Achtzylinder) genannten Fahrgestelle, um die noch vorhandenen Teile zu verwerten. Heraus kamen noch einmal meist sehr elegante Kreationen, denn jeder Kunde ließ sich sein Chassis bei einer Karosseriefabrik nach eigenen Wünschen karosserieren.

Die phantastischen Konstruktionen mit hervorragender Technik und vor allem kultivierter Fahrsicherheit, gepaart mit der Möglichkeit zu hohen Dauergeschwindigkeiten, haben die Ansaldos in den 20er und 30er Jahren berühmt gemacht. Im Autohimmel stehen sie heute neben Bugatti, Delage und vielen anderen Luxusmarken, die aufgrund widriger Umstände nicht überlebt haben.

Noch heute baut Ansaldo Panzer und Lokomotiven und ganze Schnellbahnzüge. Schade, dass es keine Ansaldo-Automobile mehr gibt.


2 Init-Quelle

Entnommen aus der:

Erster Autor: Backfire22 angelegt am 18.01.2010 um 17:38

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