Jan-Hendrik Olbertz

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Jan-Hendrik Olbertz (* 2. Oktober 1954 in Ost-Berlin) ist ein deutscher Erziehungswissenschaftler und parteiloser Politiker.

Von 2002 bis 2010 war er Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt für die CDU und von 2010 bis 2016 Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin.[1]

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1 Leben und Beruf

Vor seinem Lehramtsstudium der Fächer Deutsch und Musik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg von 1974 bis 1978 arbeitete Olbertz ein Jahr als Erzieher in einem Hort. Nach dem Lehrerexamen folgte ein Forschungsstudium der Erziehungswissenschaft, das er 1981 mit der Promotion zum Dr. paed. mit der Arbeit Über den Zusammenhang von Studienmoral und studentischer Selbsttätigkeit. Eine hochschulpädagogische Untersuchung abschloss. Anschließend war er als wissenschaftlicher Assistent und seit 1985 als Oberassistent an der Universität Halle-Wittenberg tätig. 1989 habilitierte er sich mit der Arbeit Akademisches Ethos und Hochschulpädagogik – eine Studie zu interdisziplinären theoretischen Grundlagen der moralischen Erziehung an der Hochschule. 1990 erhielt Olbertz eine Gastprofessur an der Universität Bielefeld, 1992 wurde er durch eine Hausberufung zum Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Erwachsenenpädagogik an der Universität Halle-Wittenberg. Von 1992 bis 1996 war er Mitglied des Akademischen Senats, von 1992 bis 2002 Mitglied des Konzils der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, von 1993 bis 2002 Mitglied des Landesschulbeirats Sachsen-Anhalts, von 1994 bis 2002 Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE), von 1998 bis 2002 stellvertretender Vorsitzender der DGfE. Von 1996 bis 2000 war er Gründungsdirektor des Instituts für Hochschulforschung (HoF) Wittenberg. Von 2000 bis 2002 war er Direktor der Franckeschen Stiftungen zu Halle.

Seit 1995 ist Olbertz Mitglied der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt e. V. Von 1995 bis 1997 war er Mitglied der Enquete-Kommission „Schule mit Zukunft“ des Landtages von Sachsen-Anhalt, von 1995-2000 Mitglied des Ausschusses „Blaue Liste“ des Wissenschaftsrates. 1999 wurde er als Mitglied in die 11. Bundesversammlung der Bundesrepublik Deutschland berufen.

Jan-Hendrik Olbertz ist seit 1975 verheiratet und hat drei Kinder.

2 Debatte um Olbertz’ Dissertation und Habilitation

Von Ilko-Sascha Kowalczuk, ehemaligem Mitglied in der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, wurde dem designierten Präsidenten der Humboldt-Universität „eine allzu angepasste Haltung zu Zeiten der DDR“ vorgeworfen.[2] Kowalczuk will festgestellt haben, dass sowohl die Habilitationsschrift als auch die Dissertation „von der ersten bis zur letzten Seite dem Marxismus-Leninismus verpflichtet sei(en)“ und „der Stützung und Stabilisierung der SED-Herrschaft gedient hätten“.[3] Olbertz sprach von einem „peinlichen“ Text[4] und von „verbale(n) Zugeständnisse(n)“, die er habe machen müssen, um sich bestimmte Freiräume zu sichern.[5]

Der Historiker und Spezialist für DDR-Geschichte Hubertus Knabe, Mitglied im Fachbeirat der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, legte in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau vom 31. Mai 2010 der Humboldt-Universität nahe, die Personalentscheidung zu überdenken: „Wenn man für die Erziehung Tausender junger Menschen Verantwortung übernehmen will, kommt es aber auch auf die charakterlichen Fähigkeiten an.“[6] Marianne Birthler unterstrich in einem Zeitungskommentar die Verantwortung des Präsidenten und der Universität für die Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der DDR.[7] Richard Schröder warf Olbertz vor, sich in seinen Arbeiten „völlig distanzlos-unkritisch mit dem Leninismus identifiziert“[8] zu haben.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer verteidigte seinen ehemaligen Kultusminister in einem Interview der Zeitschrift Superillu, in dem er unter anderem sagte, „dass man im Bereich der Erziehungswissenschaften zu DDR-Zeiten zumindest verbale Zugeständnisse ans SED-Regime machen musste, ist unbestritten.“.[9] Das Konzil der Humboldt-Universität stellte sich hinter den künftigen Präsidenten.[10] Der Bildungshistoriker Heinz-Elmar Tenorth unterzog die Habilitationsschrift von Olbertz in der FAZ einer genaueren Prüfung und plädierte dafür, statt Systemschelte zu üben, lieber Textanalyse zu betreiben.[11]

3 Weblinks

4 Einzelnachweise

  1. Jan-Hendrik Olbertz zum neuen Präsidenten der HU gewählt. Pressemitteilung der HU Berlin vom 20. April 2010, abgerufen am 20. April 2010.
  2. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. Mai 2010, S. 4; vgl. auch Tilmann Warnecke: Propaganda und Pädogogik Streit um Jan-Hendrik Olbertz’ Rolle in der DDR. In: Potsdamer Neueste Nachrichten. 28. Mai 2010, abgerufen am 28. Mai 2010. Torsten Harmsen: Verteidigung für den HU-Präsidenten. In: Berliner Zeitung. 28. Mai 2010, abgerufen am 30. Mai 2010.
  3. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. Mai 2010. Der vollständige Text von Kowalczuk sowie ein Dossier mit weiterem Material stehen online auf der Webseite der Robert-Havemann-Gesellschaft.
  4. Jürgen Kaube: Zweierlei Qualm. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 25. Mai 2010, abgerufen am 30. Mai 2010.
  5. Torsten Harmsen: Der neue HU-Präsident verteidigt sich gegen den Vorwurf, SED-Propaganda betrieben zu haben: „Ich wollte Freiräume gewinnen“. In: Berliner Zeitung. 26. Mai 2010, abgerufen am 29. Mai 2010. Jan-Martin Wiarda: Humboldt-Universität Berlin: Eine vermeintliche Affäre In: Die Zeit. 2. Juni 2010, abgerufen am 16. Juni 2010.
  6. Hermann Horstkotte: Interview: Historiker über neuen HU-Präsidenten. In: Frankfurter Rundschau. 31. Mai 2010, abgerufen am 31. Mai 2010.
  7. Marianne Birthler: Zu viel Verständnis für Opportunisten. In: Der Tagesspiegel. 31. Mai 2010, abgerufen am 16. Juni 2010
  8. Richard Schröder: Jan-Hendrik Olbertz: Der suboptimale Präsident der Humboldt-Uni. In: Die Welt. 8. Juni 2010, eingesehen am 22. Juni 2010.
  9. Wolfgang Boehmer im Exklusiv-Interview: „Beim Sparen darf es keine Tabus geben“. In: Superillu. 1. Juni 2010, abgerufen am 14. Juni 2010 (Online nicht mehr verfügbar.)
  10. Torsten Harmsen: Erklärung des Konzils für Jan-Hendrik Olbertz: HU verteidigt ihren neuen Präsidenten. In: Berliner Zeitung. 2. Juni 2010, abgerufen am 16. Juni 2010.
  11. Heinz-Elmar Tenorth: Statt Systemschelte ist Textanalyse gefragt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 179/2010 vom 5. August 2010, S. 6.

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