Muse (Mythologie)

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Die Welt der Musen. Hier tanzen sie um eine Büste von Friedrich Schiller

Die Musen sind weibliche Gestalten der griech. Mythologie. Homer und die Älteste Dichtung überhaupt ruft nur eine Muse an (d. i. die Sinnende), die Geberin des Gesangs und Kennerin alles dessen, was über Götter, Weltgeheimnisse und Heroenvorzeit der Mensch zu wissen und der Rhapsode zu berichten wünscht.

Andererseits begegnet man an vielen Orten einer Dreizahl gewöhnlich mit Apollon verbundener Göttinnen, welche oft mit den Chariten oder mit den Quellnymphen verwechselt wurden. Die Hauptsitze dieser Musen befanden sich in den böotischen Städten Askra und Thespiä am Helikon in Verbindung mit alten Propheten- und Sängerschulen, eine Verbindung, die auch an dem noch wenig erforschten Musensitze Pieriens, am Nordfuße des Olymp, bestanden haben mag.

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1 Die Musen

Frühzeitig wurden die M. zu einem Chor von neun erweitert. Ihre Namen blieben seit Hesiod folgendermaßen fixiert:

  • Kalliope, nach Hesiod die Vornehmste des ganzen Kreises,
  • Kleio oder Klio (Clio)
  • Euterpe
  • Thaleia oder Thalia
  • Melpomene
  • Terpsichore
  • Erato
  • Polyhymnia
  • Urania.

Als ihre Eltern bezeichnete der Mythus Mnemosyne und Zeus.

2 Die Musen und ihre Attribute

Ihre Bedeutung ist während des größten Teils des griech. Altertums auf Dichtung, Gesang und Reigentanz beschränkt geblieben. Eine genauere Unter scheidung der einzelnen M. versuchte erst die gelehrte Epoche der Alexandriner. Die einzelnen Figuren der in dieser Zeit geschaffenen Darstellungen bestimmt zu benennen, ist bei dem Mangel an Inschriften unmöglich, während die kurzen Beschreibungen und die mit Inschriften versehenen Mosaiken röm. Zeit in den Benennungen schwanken. Feststehend ist in der röm. Kaiserzeit höchstens Klio als Muse der Geschichte mit einer Schriftrolle, Kalliope als Muse der heroischen (epischen und ernstlyrischen) Dichtung mit Schreibtafel oder Schriftrolle, Melpomene als Muse der Tragödie mit ernster Maske, auch Keule (nicht der Keule des Herakles, wie gewöhnlich gesagt wird, sondern dem Attribut der Moira, Dike und Ananke), Thalia als Muse der Komödie mit komischer Maske, Urania als Muse der Astronomie, Terpsichore und Erato mit Saiteninstrument als M. der Lyrik leichtern Schlags, Euterpe mit den Flöten scheint der Instrumentalmusik vorzustehen, Polyhymnia scheint die attributlose Muse zusein, welche mit ins Gewand gehüllten Armen dargestellt wird und auf den Reliefs eine leichte Tanzbewegung ausführt. Zwischen ihr und Terpsichore, ja noch einer dritten (Melpomene) schwankt die Zuteilung des Tanzes. Zu einer wirklich genauen Unterscheidung der M. ist also das Altertum eigentlich nie gelangt.

3 Die Musen in der Kunst des Altertums

In der künstlerischen Ausbildung der Musentypen kann eine Zentralstätte, wie der delphische Apollotempel, in dessen einem Giebelfelde Apollon und die M. dargestellt waren, nicht ohne Einfluß geblieben sein, ebensowenig die zum größern Teil von Kephisodotos, Vater des Praxiteles, geschaffenen Gruppen am Helikon. Doch haben neuere Funde in Mantinea gezeigt, welche Verdienste auch Praxiteles auf diesem Gebiet hatte; dort wurden von den drei Tempelstatucn der Leto, des Apollon und der Artemis, deren beide letztere von Praxiteles herrührten, die Postamentreliefs wieder entdeckt, auf einem Wettstreit Apollons mit Marsyas, auf den zwei andern je drei M., von denen die zwei vorletzten geschwisterliche Ähnlichkeit mit dem Hermes des Praxiteles zeigen; mindestens die Anlage der Musenfiguren rührt von Praxiteles her, oder sie sind nach seinen sog. Thespiaden (Plin. 36,39) kopiert.

4 Literatur

  • Deiters,Über die Verehrung der M. bei den Griechen (Bonn 1868);
  • Krause, Die M., Grazien, Hören und Nymphen (Halle 1871);
  • Nödiger, Die M. (Lpz. 1875);
  • Trendclenburg, Der Musenchor (Berl. 1876);
  • Oscar Bie, Die M. in der antiken Kunst (ebd. 1887)

5 Quelle

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